Sonntag, 11. März 2012

Bücher: Terry Pratchett- Total verhext

Terry Pratchett- Total verhext
(SPOILER)

Dies ist eine Geschichte über Geschichten.

Wie so oft bei Terry Pratchett verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Märchen, Verstand und Fantasie, Wirklichkeit und Traum, Leben und Tod, als die drei Hexen Magrat Knoblauch, Nanny Ogg und Oma Wetterwachs (die Jungfer, die Mutter und die... Andere) ihre geruhsame Heimat verlassen und dem letzten Wunsch einer guten Fee nachkommen müssen.
Wie ein roter Faden zieht sich die Frage nach richtig und falsch, gut und böse, gerecht und ungerecht durch den Roman, ohne dass eine eindeutige Antwort darauf gefunden werden kann. Hier vermischen sich die grausam idyllischen Wunschvorstellungen einer guten bösen Märchenfee mit der Wirklichkeit, die ein anderes Ende der Geschichte fordert als das Märchen es verlangt, hier treffen Klischees auf Fremdes, Ausländisches, und die Grenzen der Toleranz und der Wahrnehmung werden ebenso strapaziert wie die dünne Linie, die den Tod von der Welt der Lebenden trennt.
Gut gegen böse, Spiegelmagie gegen Voodoo gegen Kopfologie...
Und letztendlich bleibt selbst für den aufmerksamsten Leser die Frage offen, was genau Magie ist und wo man sie einsetzen sollte, und ob sie sich nicht durch einfachen Glauben beeinflussen lassen kann. Sicher ist nur, dass sich nicht einmal die Voodoo-Hexe Frau Gogol, die in einer entenfüßigen Hütte in Gesellschaft des Zombies Herrn Samstag im Sumpf von Gennua lebt, mit Oma Wetterwachs anlegen sollte, denn ein weiteres Mal beweist diese, wie leicht einen der Alltag über Magie hinwegtäuschen - oder diese gar ersetzen kann.
Ein poetisches, spannendes, wunderbares Buch voll von klugem Witz und Humor, von alltäglichen Gedanken, die über das Alltägliche hinausgehen, und natürlich voller Oma Wetterwachs, Nanny Ogg und Magrat Knoblauch.
Und obwohl manche zeit ihres Lebens bloß Kürbisse, andere hingegen Blumen aus dem Alles hervorzaubern können, obwohl die Frage nach gut und böse in einer skurillen Welt ohne Grenzen keine zufriedenstellende Antwort gefunden hat, schließt sich dies humorvoll-schöne Werk über das Geheimnis der Selbstfindung inmitten von tausenden von falschen Reflektionen mit dem Wunder, dass drei mehr oder weniger in die Tage gekommene vorurteilsbelastete Damen ihre Heimat auch in den verrückten, ärgerlichen Weiten des Auslands finden können. Und dies ist ein wahrhaft märchenhaftes Ende.
Zehn von zehn Punkten vergebe ich an dieses meisterliche Buch.

"Lieber Jason und alle,
es isset wirklich erstaunlich was geschieht wenn man gar nicht damitte rechnet, zum Beispiel haben wir Frau Gogol kennengelernt tagsüber arbeitigt sie als Köchin aber sie kennt sich mit Wuduh aus, glaubt bloß nicht an all den Unsinn über schwarze Magie und so, Frau Gogol isset wie wir nur anders. Das mit den Zombies stimmet, aber trotzdem stecket nicht das dahinter was man vermutet ..."

2 Kommentare:

  1. Immerhin kann ich für mich in Anspruch nehmen, dich überhaupt erst richtig mit Pratchett bekannt gemacht zu haben, also freue ich mich über jedes Buch von ihm, das dir gefällt *grins*

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