Donnerstag, 29. März 2012

Filme: Tower Heist

Tower Heist

Ein korrupter Milliardär, der etliche um ihr Vermögen gebracht hat und sich nun auf seinen Lorbeeren ausruht, hat sich mit dem Falschen angelegt: dem Manager des Hotels, in dem er wohnt. Um sich zu rächen, beschließt Josh, der Manager, die 20 Millionen Safeinhalt aus der Suite des Milliardärs zu klauen und stellt dafür eine chaotische Truppe zusammen, die von Diebstahl genau genommen keine Ahnung hat.
Doch zu seiner Bestürzung muss er erkennen: der Safe ist leer- doch schließlich erwartet die kleine Banditengruppe eine weitaus wertvollere Überraschung in der Suite: ein goldenes Auto...
Nur, wie stiehlt man einen ganzen Wagen?

Dies ist der erste Film mit Eddy Murphy, der mir gefällt. Inzwischen hat er sich anscheinend das Quasseln etwas abgewöhnt, zumindest in diesem Film hält sich das Ganze sehr in Grenzen- zu meiner Erleichterung. Die männliche Hauptrolle wird von Ben Stiller gespielt, den ich echt mag.
"Tower Heist" (zu Deutsch "Aushilfsgangster") ist eine Actionkomödie, die diesen Namen verdient. Mir persönlich hat der Film sehr gefallen, er ist lustig und erfrischend anders. Zwar kennt man die ewige Geschichte der kleinen Gruppe von Banditen, die keine Ahnung von Diebstahl haben, doch in "Tower Heist" ist dieses Konzept wunderbar umgesetzt.
Mit viel Witz, aber auch Nervenkitzel erzählt, verdient dieser Film seine 7, 75 Punkte- einfach mal zum Abschalten ist er sehr gut geeignet.

http://www.youtube.com/watch?v=TdRLJkfeWG8

Mittwoch, 28. März 2012

Filme: 30 Minuten oder weniger

30 Minuten oder weniger

Mjaa, es geht um einen Pizzaboten, der die Pizza in 30 Minuten oder weniger ausliefern muss, daher der Titel, dieser wird von zwei Idioten dazu gezwungen, eine Bank auszurauben und bekommt als Druckmittel eine Bombe umgeschnallt. Die Idioten wollen nämlich den Vater des einen Idioten umbringen, damit sie an die ungefähr 2 Millionen Dollar Vermögen, die das Erbe mit sich bringt, kommen. Sie wollen einen Killer engagieren und brauchen dafür wiederrum Geld, welches der Pizzabote nun für sie klauen soll.
Und nebenbei geht es ständig um irgendwelche dummen, sexistischen Ausdrücke und um die Freundschaft zwischen dem Pizzaboten und dem Inder, der mit ihm die Bank ausraubt, weil es sein bester Freund ist. Außerdem ist Pizzajunge in die Schwester seines Freundes verknallt, darum geht es auch noch ein wenig.
Alles in allem gibt es ein paar Szene, die ganz lustig sind, aber der Film ist trotzdem einfallslos und platzt vor erniedrigenden Kraftausdrücken für Geschlechtsteile, Sex und so weiter, was ihn auch nicht besser macht.
Zum Schluss sterben fast alle Bösen und es gibt noch ein paar Explosionen, das Geld ist zwar futsch, aber immerhin kommt Pizzajunge mit der Angebeteten zusammen.
Juhu.
5 von 10 Punkten.

http://www.youtube.com/watch?v=8EcC4ae1EjQ

Bücher: Vicky Gabriel- Zaubersprüche

Vicky Gabriel- Zaubersprüche

In diesem Werk meines großen Vorbildes Vicky geht es um (wer hätte das gedacht) Zaubersprüche. Man sollte schon etwas Erfahrung in magischer Hinsicht haben, um mit diesem Buch umgehen zu können, denn ausnahmsweise geht Vicky nicht so sehr auf Anfänger ein, wie sie es normalerweise tut. Mit ihrem unverwechselbaren trockenen Humor führt die naturreligiöse Autorin den Leser durch eine Bandbreite von alltäglichen Aspekten, die man durch Zaubersprüche fördern und unterstützen kann, zum Beispiel Erfolg, Anziehungskraft (keine Liebeszauber! Gut so!), Heilung, Gartenarbeit und so weiter. Natürlich warnt sie einen bewusst vor den Gefahren, die hinter einem unbedacht geäußerten Zauber schlummern können und ruft den Leser einmal mehr zum eigenständigen Nachdenken auf. Dennoch vermisse ich in diesem sehr dünnen Buch (nur 126 Seiten) das tiefe Hintergrundwissen, das man bei Vicky Gabriel sonst eigentlich stets beobachten kann.
Wo zum Beispiel sind die Angaben für die Zaubersprüche, sprich, woher genau hat sie sie und aus welcher Quelle stammen sie? Was bedeuten manche von denen überhaupt?
Ich vermisse eine angemessene Erklärung der Zaubersprüche; gerade Vicky, die eigentlich immer gerne bereit ist, über Autoren zu wettern, die dem Leser einfach einen Spruch in die Hand drücken und sagen "Vertrau mir einfach, ja? Der wirkt schon!" hätte sich ruhig etwas mehr Mühe geben können bei der Vermittlung, was der Spruch überhaupt bedeutet und was seine Hintergrundgeschichte ist. Ein unverständliches Zauberquadrat aus irgendwelchen Buchstaben abzutippen reicht eben leider nicht...
Natürlich kann man sich auch selbst informieren, und oft genug gibt Vicky auch an, bei welchem (z.B.) römischen Schreiber man den Spruch finden kann oder aus welchem Kulturkreis er stammt. Ich denke, dass dieses Büchlein eben ausnahmsweise nicht dazu da war, um zu informieren, sondern einfach nur, um eine kleine nützliche Ansammlung von Zaubersprüchen zusammenzustellen, um den Leser letztendlich dazu zu bringen, sich eigene Sprüche und Methoden zu erstellen und sich über die Grenzen des Buches hinaus zu informieren.
Alles in allem kommt das Gesamtwerk etwas lieblos rüber, ist aber gut gegliedert und von einer Frau geschrieben, die lieber möchte, dass man nachdenkt, anstatt alles zu glauben. Auch viele christliche Sprüche sind dabei, was mich freut, denn man kann nicht leugnen, dass in der jüngsten Vergangenheit die christlichen Sprüche dominieren und man kaum Kunde von vorchristlichen Sprüchen hat. Ich finde es gut, die christlichen Sprüche zu erwähnen, anstatt einfach heidnische Sprüche zu erfinden oder dubiose Quellen in Betracht zu ziehen. So schafft man eben auch ein nützliches Buch für christliche Hexen oder solche, die an christlicher Magie interessiert sind, und nicht nur für naturreligiöse Menschen- beide kommen auf ihre Kosten. Darüber hinaus lässt Vicky einem die Möglichkeit offen, den Spruch so abzuwandeln, dass er nicht mehr christlich ist. Außerdem habe ich in diesem kleinen Buch neue Methoden des Zauberns entdeckt, beispielsweise den magischen Gesang. Es ist also nur zu empfehlen, wenn ich auch andere Werke Vicky Gabriels vorziehe.
Ich vergebe 7 von 10 Punkten an "Zaubersprüche".

"Fazit: Wer erfolgreich Magie betreiben will, muss sich selbst entweder sehr gut kennen oder bereit sein, jedem unguten Gefühl, jedem noch so kleinen Zögern bei der Planung eines Zaubers nachzuspüren und herauszufinden, was sich dahinter verbirgt. Vergessen Sie nicht: Es ist nicht ihr Wille, jetzt aufzustehen und eine Tasse Tee zu trinken, der Magie bewirkt. Oberflächliche Wünsche hben nicht die Macht, Ihre Welt enscheidend zu verändern. Es ist vielmehr die ursprüngliche Triebkaft tief in Ihrem Innern, die Sie um Ihr tägliches Überleben kämpfen lässt, die hier gefordert ist."

Bücher: Terry Pratchett- Kleine freie Männer

Terry Pratchett- Kleine freie Männer

"Kleine freie Männer" war das erste Buch, das ich von Terry Pratchett gelesen habe. Ich habe es als Kind geschenkt bekommen und war verzaubert von Tiffanys Welt, dem Kreideland, eine Hommage an das grüne England. In der Kreide geschehen noch seltsame Dinge: Hexen kommen und gehen, kleine blaue Männer machen die Hügel unsicher, analphabetische Lehrerscharen ziehen durch das Land und lassen sich mit Karotten bezahlen...
Tiffany ist eine Hexe, auch wenn sie es nicht weiß. Aber geahnt hat sie schon immer, dass die Hexe nicht so böse sein kann, wie die Leute in der Kreide es gerne behaupten. Und hätte Tiffany die Wahl zwischen der eitlen Prinzessin, die von einem strumpfhosigen Prinzen gerettet werden muss und der alten warzigen Knusperhexe, die im Wald haust, so würde sie sich natürlich für die Hexe entscheiden, denn Tiffany blickt hinter die Dinge.
Eines Tages verschwindet Tiffanys Bruder. Und das kleine Mädchen macht sich, bewaffnet mit einer Bratpfanne, auf, Willwoll zu retten, obwohl sie ihn nicht einmal wirklich leiden kann. Dabei bekommt sie Hilfe von einer Horde von Wir-Sind-Die-Größten, winzige Miniaturschotten mit blau bemalter Haut, die in alten Grabhügeln hausen und sich aufs Randalieren, Trinken und Stehlen spezialisiert haben.
Die Königin der Feen ist es, die Willwoll und den Sohn des Grafen -Roland- entführt hat, hinein in ihr Land der Träume, denn die Königin mag Kinder. Zusammen mit den Wir-Sind-Die-Größten findet Tiffany ein Tor zum Land der Königin, und dort lauern die Gefahren. Denn weshalb denken wir überhaupt, die Erfüllung unserer Träume wäre etwas Wunderbares? Tiffany weiß es schon bald besser.
Gemeinsam mit den Kleinen Riesen und Roland, der ihr über den Weg gelaufen ist, kämpft sich Tiffany durch ein wirres, irritierendes Land voller Traumfragmente und Imitationen. Sie lernt Troms kennen, Hummelfrauen, den Fröhlichen Seemann, kopflose Reiter und zuletzt die Königin selbst. Und mit der Macht der Kreide schafft Tiffany es, sie zu besiegen. Denn Tiffany ist eine Hexe...

Dies ist, wie bereits erwähnt, mein erstes Terry-Pratchett-Buch, und nicht nur deshalb wird es immer mein Lieblingsbuch sein. Tiffanys Welt ist verzaubert und entbehrt allen unnötigen Komplikationen. Trotz der bescheidenen Schlichtheit der Kreide ist sie ein magischer Ort, voller Gefahren zwar, doch auch voller ländlicher Schönheit und Idylle. In "Kleine freie Männer" evoziert Terry Pratchett die Schrecken unserer Kindheit, zum Beispiel Jenny Grünzahn, die Tiffany mit einer Bratpfanne besiegt, oder den Kopflosen Reiter. Immer wieder spielt Tiffanys tote Großmutter, Oma Weh, eine große Rolle: die alte Schäferin, von der Tiffany unbedingt möchte, dass sie eine Hexe war. Ja, Oma Weh scheint geradezu eine Verkörperung des Kreidelandes zu sein: der Mittelpunkt aus Schafen, Stille, Tabak, Wolle, Gras und "Speziellem-Schaf-Einreibemittel". Tiffanys Land verzaubert und berührt, es ist wie ein Märchen über eine greifbare Welt, in der Albträume wahr werden, aber auch besiegt werden können, und das ist das Wunderbare daran: von alleine so stark zu werden, dass man sich der eigenen Angst stellen kann.
"Kleine freie Männer" ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das von einem butterherstellenden Kind zu einer butterherstellenden Hexe wird und ganz nebenbei die Hexenschule findet und die Kelda eines Stammes Kleiner Riesen wird. Terry Pratchett erschafft mit seinem Kreideland eine Welt wie aus Glas, zerbrechlich und solide zugleich, eine Hommage an den ländlichen Volksglauben, an die alten Traditionen, Gewissheiten und (Fabel)Wesen.
Tiffanys Welt voller grüner Wiesen, alter Grabhügel, riesiger Steine und verborgener Wesen möchte man nicht wieder verlassen, leider ist das Buch schon nach schnell gelesenen 315 Seiten vorbei. In diesem Buch tauchen zum ersten Mal (nun, zumindest für mich) Oma Wetterwachs und Nanny Ogg auf, seltsamerweise verhält sich Oma Wetterwachs Tiffany gegenüber weitaus respektvoller als gegenüber anderen Hexen und schenkt ihr sogar einen "virtuellen Hut"- und ihren Respekt. Auch dies ist, kennt man Oma Wetterwachs und Nanny Ogg, eine schöne Parallele zu Terry Pratchetts anderen Hexen-Romanen.
Am Ende erwartet einen noch einen kurzes, sehr schönes Nachwort des Autors, welches einen das Buch lächelnd schließen lässt. 
Und Tiffanys Geschichte geht noch weiter: in den Büchern "Ein Hut voller Sterne", "Der Winterschmied" und "Das Mitternachtskleid", und immer stehen die selben Leitproblematiken und -gedanken im Mittelpunkt: Was ist Magie? Und hört Magie auf, Magie zu sein, wenn man eine Erklärung dafür gefunden hat? Woher sollen wir wissen, wohin wir gehen, wenn wir nicht wissen, woher wir kommen?
Ein wunderbares, von mir sehr geliebtes und wohl schon hundertmal gelesenes Buch voller Poesie und Schönheit. Oft schon hat mich dieses Buch zum Weinen gebracht, aber auch zum Lachen- es spricht von großer Trauer und von tiefen Erinnerungen, aber auch von bewegender Schönheit. Und nicht zuletzt ist es voll von Terry Pratchetts berühmtem Humor und findet genau die richtige Mitte zwischen Romantik und Witz. Schon die Beschreibung auf der Rückseite des Buches verzaubert. Danke für eines der schönsten Bücher der Welt.
10 von 10 Punkten vergebe ich an diesen Wegweiser meiner Kindheit und Jugendzeit.

"An dem Tag, als Oma Weh starb, schnitten die Männer den Grasboden um die Hütte herum und stapelten die Soden ein Stück entfernt auf. Dann gruben sie ein Loch in die Kreide, einen Meter achtzig lang. In großen, feuchten Blöcken hoben sie die Kreide heraus.
Donner und Blitz beobachteten sie aufmerksam. Sie jaulten und bellten mehr interessiert als besorgt. 
Oma Weh wurde in eine Wolldecke gehüllt, an der ein Büschel Rohwolle befestigt war. Das war ein Schäferbrauch. Er sollte irgendwelche Götter, die an dem Vorgang beteiligt sein mochten, darauf hinweisen, dass die zu bestattende Person ein Schäfer war, den größten Teil ihres Lebens auf den Weiden des Hügellands verbracht und wegen den Lammungen und anderen Dingen kaum Zeit für Religion gefunden hatte; außerdem gab es keine Kirchen und Tempel hier oben, deshalb erhoffte man sich Verständnis und Wohlwollen von den Göttern. Oma Weh, das musste man über sie sagen, hatte nie in ihrem Leben zu jemandem oder etwas gebetet, und alle glaubten, dass sie selbst jetzt keine Zeit für einen Gott erübrigt hätte, der nicht einsah, dass zuerst die Lammung anstand. 
Man füllte ihr Grab mit der Kreide, und Oma Weh, die immer gesagt hatte, dass die Hügel in ihren Knochen steckten, hatte nun ihre Knochen in den Hügeln.
Und dann wurde die Hütte verbrannt. Das war nicht üblich, aber Tiffanys Vater meinte, es gäbe nirgends im Kreideland einen Schäfer, der sie benutzen würde.
Die beiden Hunde Donner und Blitz kamen nicht, als er sie rief, und er verstand und ließ sie zufireden bei der glühenden Asche der Hütte sitzen.
Am nächsten Tag, als die Asche kalt war und über die Kreide wehte, kamen alle zurück und legten mit großer Sorgfalt die Soden aus, und danach waren nur noch die eisernen Räder an ihren Achsen und der Kanonenofen zu sehen. 
Und dann, so erzählten alle, sahen die beiden Schäferhunde auf, spitzten die Ohren und liefen davon. Man sah sie nie wieder."

Dienstag, 27. März 2012

Bücher: Walter Moers- Die Stadt der Träumenden Bücher

Walter Moers- Die Stadt der Träumenden Bücher

(SPOILER)

Wer "Drei 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" gelesen hat, dem wird der Name der Hauptperson in "Die Stadt der Träumenden Bücher" bekannt vorkommen. Hildegunst von Mythenmetz, ein Lindwurm und zukünftiger großer Dichter, dessen Lyrik auch noch im Lernstoff des kleinen Blaubären vorkommt -zu dessen Ärgernis-, erhält ein geheimnisvolles Manuskript von seinem sterbenden Dichtpaten Danzelot von Silbendrechsler. In jenem Manuskript lässt sich eine so vollkommene gewaltige Schreibkunst erkennen, dass es sich der junge Lindwurm zur Aufgabe macht, die Lindwurmfeste zu verlassen und nach Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher, zu gelangen, um den Autor dieses kleinen Stücks unglaublicher Literatur ausfindig zu machen.
Dort angekommen trifft er gleich auf den Mächtigsten unter den Buchhaimern, der ihn aus einem undurchsichtigen Grund mitsamt dem Manuskript in die Unterwelt, die berühmten Katakomben von Buchhaim, verbannt. Dort muss sich Hildegunst seinen Weg durch ein Labyrinth voller Gefährlicher Bücher, Fallen, unterirdischer Monster und Bücherjäger schlagen. Er passiert riesige, blutrünstige Lebewesen, kleine, ihm wohlgesonnene Zyklopen, die ihm zu einer Begegnung mit dem Bücherjäger Colophonius Regenschein verhelfen, gigantische unterirdische Friedhöfe und rostige Transportgleise, die den Leser unweigerlich an gefährliche, schimmernde Achterbahnen erinnern werden, bis er schließlich nach Schloss Schattenhall kommt und dort den größten Schrecken Buchhaims antrifft- den Schattenkönig.
Und Hildegunst muss erkennen, dass die Wahrheit über Buchhaim nur einen Wimpernschlag entfernt war und Regenschein recht hatte mit der Letzten seiner Vermutungen: der Schattenkönig ist gar nicht so böse, wie alle es ihm nachsagen. Und Hildegunst tut sich mit dem gefürchtetsten aller Lebewesen zusammen, um sich an dem zu rächen, der sie beide in den Untergrund verbannt hat- und dies ist erst der Anfang einer unglaublichen Geschichte... und das Ende des Buches. 
Das Buch ist sehr viel düsterer und ernster als "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär", es ist blutiger (würde man es realistisch verfilmen, so wäre der Film wohl ab 18) und entbehrt dennoch nicht der unglaublichen Fantasie und der charakteristischen Wendung zum Erstaunlichen, welche die Walter-Moers-Bücher so sehr auszeichnen. 
"Die Stadt der Träumenden Bücher" ist ein wunderbares, spannendes und fesselndes Werk, mit viel Humor, aber auch großem Können erzählt. Es bringt einen zum Schmunzeln und Seufzen, es packt den Leser und entführt ihn auf eine abenteuerliche Reise in einer der seltsamsten Gegenden Zamoniens: in die Katakomben, wo Bücher zum Leben erwachen können. Hier können Testamente auf Wimpern eingraviert sein, Meerestiere die Abwesenheit von Wasser vergessen und in der Luft schweben wie seltsame Vögel, hier können Bücher töten und Schatten weinen.
Dies ist ein Buch über Bücher, über Dichter und über die hohe Kunst des Schreibens. Mit viel Fantasie und Originalität erzählt Walter Moers die erste Etappe auf Hildegunsts Reise zum allbekannten Schriftsteller, und nicht selten rührt und bewegt einen das vieldimensionale, liebevoll und sehr bewusst geschriebene Buch. Man könnte beinahe meinen, Moers wäre "vom Orm durchströmt gewesen", als er "Die Stadt der Träumenden Bücher" schrieb- vor allem Literaturliebhaber werden diesen Roman verschlingen und lieben. 
Humor, Mitgefühl, dichterisches Können, Fantasie und Spannung- dies alles vereint sich in diesem wunderbaren Roman, der seine 9, 5 von 10 Punkten wahrhaft verdient.

"Der Schattenkönig aber empfing das Licht der Mittagssonne hocherhobenen Hauptes und mit ausgebreiteten Armen."

Filme: Crazy, Stupid, Love.

Crazy, Stupid, Love.

Dieser Film dreht sich ganz und gar um die große Liebe. Ob man nun ein geschiedenes Ehepaar ist, dass sich nach all dem Zoff, nach all den Affären, nach all der langen Trennungszeit wieder liebevoll an das erste gemeinsam verspeiste Eis erinnert oder ob man ein hoffnungslos in die Babysitterin verknallter Teenager ist: die große Liebe findet man überall, in jedem Alter und in jeder Situation, so behauptet der Film, und stellt damit zugleich die wahrhaftige Liebe, tiefes Vertrauen und die echten Gefühle weit über Sex, Oberflächlichkeit und One-Night-Stands, und dass, obwohl das Cover ziemlich nach Sexkomödie aussieht. Und das ist, wohlgemerkt, in unserer Zeit ziemlich rar, und ich muss zugeben, dass dieser Film -trotz des idiotisch klingenden Titels- einer der sehr wenigen Liebesfilme der heutigen Zeit ist, der mir gefallen hat.
Auf eine familiäre Art und Weise erzählt er von den Höhen und Tiefen der Liebe, ganz ohne in allzu dumme Klischees zu verfallen, und hat ein bezauberndes Ende, das jeden rühren wird, der schon einmal hoffnungslos verliebt war...
7, 75 von 10 Punkten vergebe ich. Oh ja, auch wenn es den ein oder anderen ziemlich überraschen wird.

 http://www.youtube.com/watch?v=2is92_0KWQE

(Ja, der Trailer ist scheiße. Aber er fasst nicht zusammen, um was es in dem Film eigentlich geht.)

Filme: New York Mom

New York Mom

Eine gestresste New Yorker Mutter versucht, mit ihrem Leben liebzuäugeln, indem sie einen 500wörtigen Bericht darüber schreibt, was es heißt, eine Mutter zu sein. Nebenbei plant sie eine Party für ihre Tochter, hat Zoff mit ihrer Freundin und ihrem Mann und so gut wie allen anderen Menschen auf der ganzen Welt, steht unter Zeitdruck und macht Party mit einem Boten, der einen Brief bringt.
Ist ganz okay.
5, 5 von 10 Punkten, weil es so anspruchslos ist.

http://www.youtube.com/watch?v=CLXNbLYMtD8

Filme: Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen

Eines jungen Erfinders Traum wird endlich wahr: eine seiner Erfindungen funktioniert! Dieser Apparat soll Wasser in Essen verwandeln, um seiner Heimatstadt, die sich bloß von Sardinen ernähren kann, eine bessere Lebensmittelversorgung zu garantieren. Allerdings muss die Erfindung erst versehentlich in die Luft katapultiert werden, damit sie ihre Wirkung zeigt: sie verwandelt Regen in Essen und von nun an regnet es Kuchen, Hähnchen, Cheeseburger und Würste.
Der kleine Küstenort wird natürlich prompt zur Touristenattraktion, doch durch die ständige Produktion von Essen wird die Maschine überlastet und tödliche kulinarische Naturkatastrophen entstehen, zum Beispiel ein Spaghettitornado. 
Der Erfinder muss sich mit seiner Freundin, der Fernsehmoderatorin, ihrem lateinamerikanischen Wettermann und einem allgemeinen Döfling aufmachen, um die Maschine zu stoppen...

Ein ganz netter Kinderfilm, eben typisch computeranimiert: überdreht, übertrieben, reizüberflutend, mit einigen "tiefsinnigen" Aspekten wie Vatersohnkonflikte und so weiter.
6 von 10 Punkten. Trotzdem will ich ihn nicht unbedingt nochmal sehen.


http://www.youtube.com/watch?v=VB0oYNVtFkk

Filme: Zufällig verheiratet

Zufällig verheiratet.

Bla bla. Frau im Radio gibt anderen Frauen Tipps, wie man mit Männern umzugehen hat, eine Frau verlässt dadurch ihren Mann kurz vor der Hochzeit. Mann will sich an Radioreporterin rächen, indem er sich in ihre Heiratsurkunde eintragen lässt, damit sie nicht mehr heiraten kann. Reporterin will das klären, verliebt sich in Mann, Mann verliebt sich in Reporterin, Reporterin heiratet trotzdem, löst aber Feueralarm aus, Feuerwehr kommt, Mann ist Feuerwehrmann, sie küssen sich, sie heiraten.
Yay. Ami-Film, ausnahmsweise nicht ganz so durchgeknallt wie alle anderen Ami-Liebeskomödien.

5 von 10 Punkten.

http://www.youtube.com/watch?v=X4iJt38xZjc

Filme: Artificial Intelligence

Artificial Intelligence

"Artificial Intelligence" spielt in der Zukunft. Dort hat man es endlich geschafft, einen Roboter zu bauen, der fähig ist, zu lieben und dazu auch noch aussieht wie ein echter Mensch. "David", wie der Prototyp dieses ganz speziellen Roboters heißt, hat Gestalt und Wesen eines kleinen Jungen. Ein Ehepaar, das den eigenen kleinen Sohn, der im Koma liegt, verloren hat, nimmt David bei sich auf- und lernt, ihn zu lieben.
Als Ersatz für den geliebten Sohn lebt David bei der neuen Familie und die Mutter, zuerst skeptisch und verängstigt durch die Anwesenheit des Roboters, überwindet ihre Scheu und "prägt" David auf sich, das heißt, dass sie seine Fähigkeit, zu lieben, auslöst, und sich zu der Zielperson seiner bedingungslosen Liebe macht. Von nun an hängt David an ihr und liebt seine neuen Eltern über alles. Doch eines Tages wacht der "echte" Sohn wie durch ein Wunder wieder aus dem Koma auf und beginnt, eifersüchtig wie er ist, den Roboterbruder gegen seine Eltern auszuspielen, sodass diese bald glauben, David wäre gefährlich und würde nach menschlichem Leben trachten.
Dies alles spitzt sich immer weiter zu, und bald entschließen Davids Adoptiveltern, David zurück zu seiner Herstellerfirma zu bringen, wo er zerstört werden würde, da er gefährliches Verhalten zeigt. Doch im letzten Moment bringt die Mutter es nicht über das Herz, David töten zu lassen, und setzt ihn zusammen mit seinem intelligenten Roboterteddybären im Wald aus.
David glaubt nun, dass seine Eltern ihn lieben würden, wenn er ein echter Junge wäre. Immer die Geschichte von Pinocchio, der von der blauen Fee in ein echtes Kind verwandelt wurde, im Sinn, macht er sich auf die Suche nach ebendieser Fee, die ihn "echt" machen soll. Dabei trifft er auf die seltsamsten Gestalten, unter anderem auf einen quasselsüchtigen Liebhaberroboter, der ihn begleitet.
Und ganz am Ende trifft David die blaue Fee, die nun doch so anders ist, als er es sich vorgestellt hat...

Dies ist kein gewöhnlicher Roboterfilm. Man merkt ganz genau Steven Spielbergs Handschrift -zumindest so, wie sie früher einmal war. Schon allein, dass der Roboter endlich einmal von einem echten Jungen gespielt wird, der sich kein bisschen wie ein Roboter, sondern wie ein ganz normales Kind verhält (nur dass er höflicher ist), gibt dem Film einen sehr schönen Anstrich. Immer aus der Sichtweise eines Kindes, nicht eines Roboters, heraus betrachtet, wird der Film immer traumgleicher und märchenhafter, immer unwahrscheinlicher, immer realitätsferner. Denn dies ist kein Film, an den man glauben soll: dies ist ein Film über Träume und Märchen. Zwar hätte man aus der Geschichte des kleinen Roboters, der lieben kann, einen beinahe glaubhaften und tragischen Film machen können, doch da dieser Film aus der Sichtweise eines Kindes heraus geschieht, wird er zu etwas Einzigartigem.
Dennoch ist "A. I. -Artificial Intelligence" kein Film für Kinder, viel zu schwermütig, viel zu traurig ist er. Denn David muss die geliebte Mutter verlassen, muss erkennen, dass er kein Unikat ist, dass tausende von Davids hergestellt werden, muss weinen und schlafen lernen. Und er muss den Tod kennen lernen, den Tod und die unendliche Liebe.
Ja, dies ist definitiv ein sehr trauriger, sehr schöner Film, der manchen zu Tränen rühren wird.
Und trotz aller Tragik, von der der Film erzählt, trotz aller großen Momente voll von Melancholie- für mich ist die bewegendste Stelle des ganzen Filmes jene, in der David gleich nach seiner Prägung zum ersten Mal beginnt, zu lieben. Der Schauspieler des Kleinen ist überwältigend und wird einen unwillkürlich verzaubern.
"Artificial Intelligence" ist ein Meilenstein in der Filmgeschichte und "eine moderne Adaption der Geschichte des Pinocchio".
9, 75 von 10 Punkten.

http://www.youtube.com/watch?v=uA_wFT6XFNk

Filme: Ice- Wenn die Welt erfriert

Ice- Wenn die Welt erfriert

Dies ist ein typischer Endzeitfilm. Ein Forscher versucht, gegen den Energiekonzern Halo vorzugehen, der seiner Meinung nach die Arktis gefährdet. Inzwischen ist die Erde halb verdorrt und halb gefroren.
Tatsächlich verschiebt sich immer wieder das Eis und es kommt zu mehreren Unfällen in Bohrstationen. Der engagierte Ökologe, der den Forscher auf die Zustände aufmerksam gemacht hat, wird ermordet. 
Wie üblich geht es darum, dass ein Schiff mit einigen wichtigen, auserwählten Persönlichkeiten zum einzig rettenden Zielpunkt abfährt, dass der Forscher seine Familie schnappt und sich mit ihr bis zu dem Schiff durchkämpft und es tatsächlich schafft, auf das Schiff zu gelangen.
Allerdings kennen wir das alles schon und ich weiß nicht, was ich von dem Film halten soll. Alles in allem macht er einen flachen und billigen Eindruck, die Charaktere sind einschichtig, die Story reitet mit auf der Welle der Endzeitfilme. Das Ende ist lasch und romantisiert und hinterlässt einem mit einem schalen geistigen Beigeschmack. Viel mehr gibt es zu diesem teilweise recht langweiligen Film nicht zu sagen.
6 von 10 Punkten.

http://www.youtube.com/watch?v=pKsq3VRkAKQ

Filme: Die Triffids (Pflanzen des Schreckens)^^

Die Triffids- Pflanzen des Schreckens

In der Zukunft hat man endlich eine alternative Methode gefunden, Öl zu erzeugen- und zwar, indem man es aus fleischfressenden, sich bewegenden Pflanzen absaugt. Nun ja.
Ein gewaltiger Sonnensturm steht bevor, und weil alle Menschen wie gebannt in die Sonne starren, erblinden sämtliche Menschen auf der ganzen Welt- bis auf ein paar wenige, die aus irgendeinem Grund nicht in die Sonne geschaut haben.
Die Hauptperson, ein Forscher, der für die Triffids zuständig ist, kann noch sehen, weil er an dem Tag des Sonnensturms eine Binde über den Augen hat, weil er sich von einer Augenoperation erholen muss. Er trifft auf eine Fernsehjournalistin, die auch noch sehen kann, weil sie sich zum Zeitpunkt der Eruption in der U-Bahn befand. Gemeinsam müssen sie sich durch eine Welt kämpfen, in der alle Menschen erblindet und dementsprechend verzweifelt sind.
Und nun kommen auch noch die fleischfressenden Triffids und beginnen, Menschen zu verspeisen. Seltsamerweise tun sie das, indem sie sich um die Menschen wickeln und dann abhauen, obwohl ihre Auswüchse immer noch um die Leiche gewickelt sind. Das macht also keinen Sinn, ist aber dafür da, damit es schrecklich und horrormäßig aussieht.
Das Ganze soll ja ein Horrorfilm sein -zumindest teilweise- und ich muss sagen, dass es ohne die Pflanzen vielleicht sogar ein gelungenes Projekt hätte werden können. Aber dann wäre es kein Horror-, sondern ein Katastrophenfilm. Sehr gut dargestellt finde ich die Gewalt und die schrecklichen Geschehnisse, die nach der Kollektiverblindung ausbrechen- eben ein richtiges Endzeitszenario, in dem einzelne Menschenleben nichts mehr zählen. An sich wäre das eine wunderbare Idee gewesen. Alle sind erblindet, und nun müssen sich die wenigen Sehenden einen Weg durch die entsetzte Masse kämpfen. Die Erde wird nun von denen, die ihr Augenlicht behalten haben, regiert...
Aber nein, man muss natürlich unbedingt fleischfressende Pflanzen einbauen. Das ist weder spannend noch logisch, sondern wirkt einfach nur billig. Es ist nicht fesselnd und auch nicht eklig, sondern einfach nur klischeehaft und damit ziemlich enttäuschend.
6 von 10 Punkten- immerhin gab es die gute Idee mit der Kollektiverblindung (falls die nicht geklaut ist).

http://www.youtube.com/watch?v=DvIIUzFwHYs

Filme: Unser Leben... ist voller Wunder

Unser Leben

...ist die Fortsetzung von "Unsere Ozeane" und "Unsere Erde" und somit Teil der BBC- Dokumentationsreihe. Dieses Mal dreht sich alles um Eltern und ihre Kinder, um die Tricks, die man sich als Tier so einfallen lassen kann, um an Nahrung zu kommen oder einem geschickten Jäger aus dem Weg zu gehen.
Viele Tiere und ihre aufopfernden oder geschickten Strategien werden betrachtet, so zum Beispiel eine berüsselte Maus, die einen Irrgarten anlegt, in dem sie ihren Jägern entkommen kann, ein Tintenfischweibchen, das für die Sicherheit seiner Kinder den Hungertod stirbt oder eine Kröte, die aussieht wie ein Kiesel und auch genauso rollen kann.
"Unser Leben" lässt uns unsere tierischen Mitbewohner der Erde mit ganz anderen Augen sehen: wie sie leiden, wie sie lernen, wie sie denken, wie sie sterben und wie sie geboren werden. Ihre Intelligenz, ihre Geschicklichkeit, ihre Schönheit und ihre Fürsorglichkeit stehen im Mittelpunkt. Und bei allen Menschen, die jetzt sagen werden "Na klar kann man einen Tintenfisch personifizieren, wenn man seine Geschichte mit möglichst viel trauriger Musik unterlegt"- solche Filme sind wichtig. Vielleicht lassen sie uns mal über unseren überheblichen Tellerrand schauen und erkennen, dass auch Tiere empfindsam sind, dass auch sie sich aufopfern -denn das Leben hat manchmal mehr zu bieten als den bloßen Überlebenskampf-, dass auch sie dazu fähig sind, Werkzeuge zu benutzen und auf eine sehr intelligente Art zu denken. Humorvoll, tragisch, traurig und bombastisch werden in diesem Film die ganz kleinen Geschichten des Lebens erzählt- wie es eben so spielt.
Denn unser Leben ist voller Wunder.
10 von 10 Punkten.

http://www.youtube.com/watch?v=hWidwyemSI8

Filme: Die Welt der Wikinger (National Geographic- Doku)

Die Welt der Wikinger

Eigentlich geht es in dieser zweiteiligen Doku darum, das "Geheimnis" der Wikinger zu lüften: warum galten sie lange Zeit als unbesiegbar? Und so werden Waffen, Rüstungen und Schiffe genauer unter die Lupe genommen, wobei man zu dem Schluss kommt: die Waffen waren mittelmäßig, die Rüstungen schützten auch nicht besser als die anderer Völker- das Geheimnis ihres Erfolges muss also in den Schiffen und dem ganz besonderen "wikingischen" Kampfgeist liegen.
Die Doku gliedert sich ein in zwei Teile namens "Die perfekten Eroberer" und "Der Preis des Erfolges". Die Geschichte der Wikinger wird vernachlässigt -geschichtliche Daten im Mittelpunkt sind vor allem der Überfall auf das Kloster Lindisfarne und die Ankunft in und Vertreibung aus Amerika-, dafür steht das Rätsel im Mittelpunkt, warum die Wikinger solche guten Eroberer waren.
Es werden auf den Spuren der Wikinger Museen in Oslo und Roskilde besucht, Waffen und Rüstungen getestet, Archäologen befragt, Schwerter unter die Lupe beziehungsweise das Mikroskop genommen, alte Siedlungen und Trutzburgen sowie Runensteine besichtigt. Nicht zuletzt werden Schiffe und Kleidung der Wikinger mit heutigen Yachten und Bekleidung verglichen, so steht zum Beispiel ein Wettrennen zwischen einem modernen und einem nachgebauten Wikingerschiff an und die Isolierfähigkeit von heutiger zu wikingischer Kleidung wird verglichen.
Eine ganz interessante Doku, die einem zwar nicht gerade ein sehr detailliertes Bild vom Leben eines Wikingers oder einen historischen Hintergrund vermittelt, dennoch aber mit archäologischen Tatsachen einhergeht und aus heutiger Sichtweise interessante Rätsel auf moderne Weise zu lüften versucht. Was etwas nervt, das sind die paar Leute, die sich Wikingersachen angezogen haben und brüllend aus Booten hopsen oder sich mit Schwertern prügeln. Es ist ja ganz gut, wenn man historische Geschehnisse nachspielt, aber immer die selben acht Leute? Und immer die selben Aufnahmen hintereinander? Entschuldigung, aber eine Handvoll bunt gekleideter Männer herumrennen zu sehen, während der Erzähler einem von der Übermacht der Wikinger berichtet, ist nicht sehr überzeugend.
Nichtsdestotrotz eine gute Doku. 7 von 10 Punkten.


Samstag, 17. März 2012

Filme: Die drei Musketiere (2011)

Die drei Musketiere

Weshalb mögen den so viele Leute?

Nun, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Alles in allem lässt sich meine objektive, faire Meinung ungefähr so ausdrücken: was für ein Scheißfilm.
Der puppengleich aussehenden, hübschen Königin von Frankreich sind aufgrund einer Intrige die Kronjuwelen gestohlen worden, die sie an einem Ball, der in fünf Tagen stattfindet, tragen soll, um dem König ihre Treue zu beweisen. Allerdings kann sie das nicht, wenn das Geschmeide nicht da ist. Deswegen brechen die Musketiere in Begleitung mit dem Milchbubi d'Artagnan nach England auf, wo sich die Juwelen befinden, und bringen diese zurück. Dazwischen gibt es noch elegante Kampf- und Akrobatikeinlagen von sexy Spioninnen und geschniegelten Recken, romantische Kussszenen, "große und tiefsinnige Momente", Fechteinlagen und Kämpfe mit/in/auf riesigen, "historischen Flugschiffen" (WTF?).
Schön, der Film soll witzig sein, zumindest teilweise. Und ein wenig moderne Interpretation kann ja nie schaden. Aber, und das ist das wahrlich Erschreckende: zum Großteil ist er bitterernst gemeint.
Und dazu kann ich nur sagen: BWAHAHAHA! Was für ein Reinfall.
Nun gut, ich hätte es mir denken können, da der Streifen mir von den falschen Personen empfohlen wurde. Dennoch bin ich mehr als nur enttäuscht. Die Damen haben allesamt bis unters Kinn aufgepushte Brüste und sind auf ihre körperliche Bedeutung reduziert, sämtliche Personagen und Hintergründe sind immer fein säuberlich geschniegelt und glänzend ("Das sind die einzigen Kleider, die ich habe!"...mhm...), die Darstellungen sind einfach bloß unauthentisch und unglaubwürdig, es folgt ein dämlicher Moment auf den nächsten. Alles ist komplett übertrieben und absoluter Schwachsinn, strikt nach dem Leitsatz mehr ist mehr ist mehr ist mehr. Explosionen, Übertreibungen, Sinnlosigkeiten, hauptsache Effekte, hohle Story, hohle Personen, ein dummer Fettwanst, der den Kasperl spielt... gähn.
Absolut nicht sehenswert; weder witzig noch spannend noch bewegend noch interessant, sondern nur langweilig, lächerlich und erbärmlich. Gut, es kommen ein paar coole Effekte vor (zumindest vom Optischen her recht ansprechend), aber das war dann auch schon alles. Hier werden Stürze aus Kilometerhöhe überlebt, Milchbubis als gelernte Fechter dargestellt, dumme Klischees aufgewärmt... die Lausigkeit des Filmes lässt sich erst nachvollziehen, nachdem man ihn gesehen hat. Viel Spaß.
Wenn dieser Film ein Prädikat verdient hat, dann ganz bestimmt "affig", wobei "dümmlich" auch recht passend wäre. Dennoch fängt "affig" sehr gut die Wirkung von "Die drei Musketiere" auf den bemitleidenswerten Zuschauer ein: es ist, als ob man mit einer Banane langsam hirntot gekloppt wird, während einem das Gesicht mehr und mehr  zu einer undefinierbaren Grimasse einschläft.
Der Trailer mag übrigens einigermaßen episch sein, der Film ist ein Tummelplatz von Dummheit, der keinen einzigen wirkungsvollen Moment beinhaltet.
2, 5 Punkte von 10.

 http://www.youtube.com/watch?v=DfHa9VEuaS0

Freitag, 16. März 2012

Filme: The Debt

The Dept- Eine offene Rechnung

(SPOILER)

Drei jüdische Agenten, Überlebende des Holocausts, treffen in Ost-Berlin des Jahres 1966 aufeinander. Ihr Ziel: den Nazi- Verbrecher Dieter Vogel, der im KZ Birkenau den "Chirurgen" mimte und grausame medizinische Verbrechen an jüdischen Gefangenen durchführte, zu entführen und nach Israel zu bringen.
Vogel, der inzwischen unter falscher Identität als Frauenarzt in Ostberlin  arbeitet, wird während einer waghalsigen Täuschungsaktion entführt, doch die Entführung läuft schief: eine Grenzwache stirbt durch den Schuss eines der jüdischen Agenten.
Der "Chirurg" wird von nun an in der heruntergekommenen Unterkunft der drei Freunde gefangen gehalten, bis sich ein Ausweg aus der Situation bietet, denn Rachel, die den weiblichen Teil der kleinen Gruppe darstellt, wurde von der Polizei erkannt und kann sich deswegen nicht mehr auf die Straße wagen, die ausländischen Verbündeten verweigern ihre Hilfe aufgrund des Totschlags der Grenzwache.
Es entwickelt sich eine psychisch äußerst anspannende Situation, während derer Vogel in der Wohnung gefangen gehalten wird und, zwischen Verzweiflung und Hass hin- und hergerissen, abwechselnd schmeichelt und über das jüdische Volk lästert. Doch eines Tages gelingt es Vogel, zu fliehen...
Gekoppelt ist dieser Handlungsstrang mit einem weiteren, der in der heutigen Zeit spielt. Rachels Tochter Sarah veröffentlicht ein Buch über die Großtat ihrer Mutter, die sich an dem Mörder ihrer Eltern rächte und ihn bei seinem Fluchtversuch aus der Wohnung angeblich erschoss. Allerdings erfährt man im Rückblick, dass Vogel entkommen konnte und immer noch auf freiem Fuß ist; dreißig Jahre lang haben die drei, die ihn eigentlich überführen sollten, gelogen, was ihre Mission angeht. Und nun, nachdem sämtliche Beteiligten alt geworden sind, begeht einer der Agenten Selbstmord aus Unfähigkeit, Vogel vor Gericht zu stellen, der andere sitzt im Rollstuhl. Und so sieht sich Rachel gezwungen, nach all den Jahren ihre Mission zu erfüllen, die Premiere des Buches ihrer Tochter und das Schicksal ihrer beiden Freunde lassen ihren Gefühlen keine Ruhe: sie ist dazu verpflichtet, Vogel zu finden- und zu töten, bevor ein Reporter ihn interviewen und herausfinden kann, dass die Geschichte der drei Freunde erlogen war.
Und tatsächlich macht Rachel Vogel in einem Krankenhaus in Osteuropa ausfindig, es kommt zu einem letzten Kampf, während dem beide, Rachel und Vogel, ihr Leben lassen. Und dennoch findet oben genannter Reporter einen Brief, den Rachel an ihn gerichtet hat und in dem sie ihn bittet, die wahre Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen. Zwar -und das ist etwas, das vom Film vollkommen unterschlagen wird- interessiert es nach so vielen Jahren keinen mehr, was tatsächlich aus Vogel geworden ist, bis vielleicht auf Sarah und einige Israeliten, die es aber nie erfahren werden, weil solch eine Neuigkeit keine Schlagzeilen machen wird- aber lassen wir das mal außer Acht, damit es dramatischer ist.
Alles in allem ein spannender, sehr guter Film mit Jessica Chastain als wunderhübsche, in ihrer Rolle überzeugend dargestellte Rachel und einer fesselnden Geschichte. Ich liebe die Szene, die dem Zuschauer verrät, dass Vogel nie erschossen wurde, als man im Rückblick Rachels wahre Erinnerung sieht und nicht jene, die für die Öffentlichkeit bestimmt ist; diese Szene ist exakt wie die offizielle Version der Geschichte, die man am Anfang des Films während einer Vorlesung bei der Buchpremiere schon einmal gesehen hat, nur dass Vogel am Ende entkommt. Ein wahrer Gänsehaut- Moment. "The Debt / Eine offene Rechnung" ist ein schöner, harter und zugleich weicher Film, der überrascht und die Welt nicht in schwarz und weiß aufteilt.
7, 75 Punkte von 10 bekommt dieser Film von mir.

http://www.youtube.com/watch?v=kvDrGu6l94Q

Donnerstag, 15. März 2012

Filme: Freunde mit gewissen Vorzügen

Freunde mit gewissen Vorzügen

Nun ja. Manchmal wird man eben dazu gezwungen, sich Dinge anzusehen, denen man eigentlich aus dem Weg gehen wollte. Etwas mehr als anderthalb Stunden zieht sich dieser Streifen in die Länge wie Kaugummi, wobei anderthalb Stunden für die heutigen Standarts eigentlich eher ziemlich knapp bemessen sind. Anderthalb Stunden "Freunde mit gewissen Vorzügen" allerdings fühlt sich an wie eine halbe Nacht, die man mit Kopfschmerzen in Begleitung einiger alter Chips zwischen Sofa und Wand verbringt.
Justin Timberlake und Mila Kunis glänzen in ausgesprochen flachen und nervtötenden Rollen, denen man 90 Minuten lang beim Rumvögeln und Streiten zusehen darf. Nun, das wäre auch nicht so schlimm, wäre die solariumgebräunte, glubschäugige, breitgesichtige, quiekende, hohle, dämlich lachende, tussige weibliche Hauptfigur ("Was für eine Fuckspackhacksacktussi", so mein Vater) nicht vorhanden, deren Persönlichkeit vor allem durch das Nichtvorhandensein eines nennenswerten Charakters glänzt. Doch im heutigen "Ganz Großen Kino" zählen stressige, hysterische Frauen, die ständig Terror machen und total "crazy" und "ausgeflippt" sind, weil sie in der Öffentlichkeit eine allumfassende Dummheit zu Tage legen, eben als Traumfrauen- warum auch immer.
Hier sei die umwerfend kreative Storyline des Films genannt: nervtötende Modezicke und oberflächlicher Schnulzbolzen begegnen sich, freunden sich an, haben Sex mit dem Vorsatz, sich nicht ineinander zu verlieben, verlieben sich, streiten sich, trennen sich, versöhnen sich, kommen zusammen. Yay.
Und dann gibt es sogar noch richtig bewegende Passagen, die den Film zu einem wahren Meisterwerk und einem Sammelsurium an Tiefsinnigkeit machen, wenn man zum Beispiel erfährt, dass Oberflächlicher Schnulzbolzen als Kind gestottert hat, weil er es ja so schwer hatte mit seinem riesigen Haus am Meer, heul heul. 
Ein absolut oberflächlicher, unreflektierter Teeniezicken- Film und reine Zeitverschwendung.
Es ist nicht einmal was Neues.
3 Punkte für diesen erbärmlichen, total übertriebenen, unglaubwürdigen und nicht süßen, romantischen oder beeindruckenden Schwachsinn. Freunde mit gewissen Vorzügen, Filme mit gewissen... Nachteilen.

Und ja, der Film ist noch schlechter als der Trailer.

http://www.youtube.com/watch?v=9sy_A4VhTuI&ob=av3e

Mittwoch, 14. März 2012

Filme: East is East

 East is East

Wir haben alle schon genug Filme über Einwandererfamilien in fremden Ländern gesehen, und dieser hier ist auch nicht in besonderem Maße anders als die meisten. Der einzige Unterschied, der zwischen "East is East" und den typischen "Pakistani-in-England"-Filmen besteht, ist, dass es sich dieses Mal um eine englische Frau dreht, die mit einem Mann aus Pakistan verheiratet ist und sieben Kinder mit ihm hat.
Wie aber bringt man die Verantwortung für Nachkömmlinge, die sich eher der britischen als der orientalischen Kultur zugehörig fühlen und die Interessen des recht konservativen Ehemannes unter einen Hut? Wie lange kann man verstecken, dass die Kinder in Abwesenheit des Vaters Speck und Würstchen essen und mit britischen Mädchen anbandeln?
"East is East" zeigt beides: die brutalen, gewalttätigen und traurigen Seiten eines solchen Lebens und die zärtlichen, rührenden, die von einem starken Zusammenhalt geprägt sind. Die Autorität und die Verweigerung. Arrangierte Ehen und die Flucht in die Freiheit. Zwischen den Kulturen gefangen sind hierbei alle Figuren des Films, und am Ende gibt es sogar so etwas wie ein Happy End- wenn erst einmal die Kapuze oder die Sichtweise, in die man hineingewachsen ist, abgelegt werden kann, eröffnet sich einem eben ein sehr viel breiteres Blickfeld.
"East is East" ist sanft, barsch und total übertrieben. Fragt sich nur, ob das positiv ist.
Ich mochte in der Hinsicht "The Namesake" und sogar "Kick it like Beckham" lieber- und es gibt vieles, was ich "Kick it like Beckham" vorziehe.
Deswegen vergebe ich an den Film 6, 25 von 10 Punkten.

http://www.youtube.com/watch?v=yfoqUY0KwfQ

Bücher: Heinrich von Kleist- Michael Kohlhaas

Heinrich von Kleist- Michael Kohlhaas

"Oh mein Gott wie schreibt denn der."-"Also, ganz im Ernscht, der war doch vollkommen balla-balla, odda?"- "Ähhh, der war echt krang im Kopf, der Heinrich von Kleischt, der war echt geischtig voll hintendran geblieben so Sätze wie der schreibt kann man doch echt nur blöd im Hirn sein." - "Der isch voll dumm weil ich verschteh des Deutsch nit des der schreibt."
Das sind so die allgemeinen Auffassungen armer, geplagter, intellektueller (^^) Abiturienten, die sich mit diesem Sternchenthema auseinander setzen müssen oder mussten. Mal ganz abgesehen davon, dass die Aussage "Ich glaub, der war dumm, weil ich sein Deutsch nit versteh" nicht gerade zu den intelligentesten gehört, glaube ich, dass der Großteil der jungen Leser einfach nicht versteht, worum es in diesem Buch geht. Klar, es ist umständlich geschrieben und Kleist neigt zu Schachtelsätzen und sehr altmodischer Schreibweise. Aber das liegt, und man verzeihe mir, nicht daran, dass er dumm ist (ich wusste auch gar nicht, dass gutes Deutsch ein Anzeichen von Dummheit ist... aber ich bin eben etwas ungebildeter als der durchschnittliche Jugendliche), sondern dass er in einer Zeit gelebt hat, wo man eben so geschrieben hat. Und das ist alles. 
Außerdem spielt das Geschehen im 16. Jahrhundert. Da wäre eine moderne Sprache so oder so nicht gerade angemessen.
Nichtsdestotrotz, Kohlhaas ist kein unverständliches Werk eines geistig Zurückgebliebenen, sondern ein großes Manifest der deutschen Sprache. Es ist die Geschichte eines Mannes, der aus Rechtsgefühl das Recht übertritt, der aus Rache ein ganzes Land in Schutt und Asche legt, die Geschichte eines Einzelnen, der nur bekommen möchte, was ihm zusteht und dafür all seinen Besitz, das Leben seiner Frau und sein eigenes opfert- und dafür Vergeltung fordert.
Das tragische Geschehen beginnt mit der schlichten Begebenheit, dass Kohlhaas zwei seiner Pferde bei der Tronkenburg zurücklassen muss, die Tiere dienen als Pfand für einen Passierschein, den Kohlhaas nicht dabei hat und nun einfordern will. Nachdem sich herausgestellt hat, dass der Passierschein erfunden wurde, um Kohlhaas das Geld aus der Tasche zu ziehen, versucht er, wieder in den Besitz seiner Rappen zu gelangen, was ihm allerdings schier unmöglich ist. Selbst offizielle Ersuchungen und alles bürokratische Verhandeln helfen ihm nicht dabei, an sein Recht zu gelangen, und schon sieht er sich, einfach aus Gerechtigkeitsgefühl heraus, gezwungen, Haus und Hof zu verkaufen, um wieder in den Besitz der Tiere zu gelangen. Diese Sturköpfigkeit verstört seine Frau Lisbeth, die sich daraufhin selbst aufmacht, um mit dem Fürsten auf der Tronkenburg in Ruhe zu sprechen. Von seinen Soldaten wird sie dergestalt misshandelt, dass sie noch am selben Tag stirbt- und jetzt bricht das bisher schlafende Untier aus Kohlhaas heraus und er wird angesichts des Todes seiner treuen Frau zum Brandstifter und Massenmörder.
Es gibt nun keine logischen Schlussfolgerungen mehr für ihn, nicht einmal die Unschuldigen verschont er jetzt noch, als er und seine Gefolgsmänner sich mit Fackeln und behelfsmäßigen Waffen daran machen, die Tronkenburg zu überrennen und keinen Einzigen am Leben zu lassen. Bald entwickelt sich ein Gefecht zwischen Kohlhaas und dem Staat und immer mehr Männer schließen sich seinen Gefolgsleuten an. Ein ums andere Mal besiegen die Rächer der Unterdrückten wahre Übermachten. Das ganze Land wird in Schutt und Asche gelegt, Klöster, Städte, Kirchen brennen, Menschen sterben in der ohnmächtigen, hartherzigen Glut Kohlhaas' Zorn. Bis ihn schließlich ein Aufruf Martin Luthers wieder in die Wirklichkeit zurückbringt und er erkennen muss, was er getan und wie viel er zerstört hat; von nun an fügt er sich in die Gewalt des Staates, der ihn nun unerbittlich zwischen seinen Rädern zerquetscht.
Wäre da nicht die Prophezeiung der alten Zigeunerin, hätte Kohlhaas wohl nie über den Kurfürsten von Sachsen gesiegt, doch aufgrund einer geheimnisvollen Tatsache, die der Kurfürst nie erfahren wird, kann Kohlhaas lachend sterben. Und so nimmt die uralte Geschichte um den bösen Machthaber und den kleinen Rebellen ihr ewiges Ende: obgleich der Held stirbt, bleibt der Welt doch von ihm die größte Erinnerung; und seine Kinder und Kindeskinder pflanzen sich über Jahrhunderte hinweg fort. Der Mächtige aber verliert schon bald nach der Hinrichtung seines Feindes seinen Einfluss und seine Macht und reiht sich somit in die verstaubte Reihe der vergessenen Großen ein.

Michael Kohlhaas ist eine historische Person, die leider heute größtenteils in Vergessenheit geraten ist. Kleists Roman schildert eindringlich die Entwicklung von dem braven, gottesfürchtigen Rosshändler zum Erzengel der Rache und des Feuers, und wer jemals den Film "Braveheart" gesehen hat, wird zwischen den Zeilen Kleists die Figur des William Wallace wiederfinden- zumindest ansatzweise.
Dieser Roman ist ein sprachliches Meisterwerk -wenn auch anstrengend zu lesen- mit schöner Geschichte und einigen erfundenen Strängen, zum Beispiel die Rolle der Zigeunerin. Dennoch ist die Geschichte Kohlhaas' tragisch, bestürzend, deprimierend und zugleich hoffnungsvoll, denn, wie ein Lied über den historischen Kohlhaas im hinteren Teil des Buches verkündet:

"Sie konnten Hans Kohlhas wohl richten
vom folterrad rann sein blut in den sand...
doch aufs eherne rad der geschichte
sind herren und henker selber gespannt.
Das volk wurde mächtig im lieben und hassen.
Der gerechte ist niemals verlassen."

Dieses Lied entstand erst im 20. Jahrhundert und beweist somit eindringlich, wie sehr wir Gestalten und Helden wie Kohlhaas auch heute noch brauchen und uns ersehnen. Denn, ja- er war ein Held. Auch wenn durch seine Taten viel Blut floss, welches ohne ihn nicht geflossen wäre. Doch das nennt man Revolution.
Ein einziger Satz ist auf der Rückseite des Buches, anstatt eine ellenlange Beschreibung der Romanhandlung, zu finden, und dieser beschreibt meiner Meinung nach perfekt die ganze Atmosphäre der altüberlieferten Geschichte:
"Doch sein Rechtgefühl, das einer Goldwaage glich, wankte noch."
Heinrich Kleist, "Michael Kohlhaas", 1810

6 von 10 Punkten. Für Intention, Handlung und Sprachgefühl.

"An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Rosshändler namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. - Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Er besaß in einem Dorfe, das noch von ihm den Namen führt, einen Meierhof, auf welchem er sich durch sein Gewerbe ruhig ernährte; die Kinder, die ihm sein Weib schenkte, erzog er, in der Furcht Gottes, zur Arbeitsamkeit und Treue; nicht einer war unter seinen Nachbarn, der sich nicht seiner Wohltätigkeit, oder seiner Gerechtigkeit erfreut hätte; kurz, die Welt hätte sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder."

Dienstag, 13. März 2012

Filme: The Double

The Double

(SPOILER!)

Als nach 20 Jahren der Killer "Cassius" zurückzukehren scheint, wird der FBI-Agent Paul Shepherdson, der sich damals auf die Jagd nach Cassius spezialisiert hat und ihn kennt wie kein anderer, aus dem Ruhestand zurückgeholt, um ein weiteres Mal die Spur des ihm nur allzu gut vertrauten Mörders mit der Drahtschlinge aufzunehmen. Zusammen mit dem jungen Ben Geary, der ein großer Bewunderer Shepherdsons ist und seine Ermittlungen bezüglich Cassius auswendig kennt, beginnt er erneut, die Verfolgung seines alten Feindes aufzunehmen.
Während den Untersuchungen allerdings wird Ben schnell eines klar: Paul Shepherdson ist "Cassius", allein deswegen blieb seine jahrelange Jagd nach sich selbst erfolglos. An der Seite des gewitzten Killers muss er nun weiterhin die gemeinsamen Recherchen fortführen, als wüsste er von nichts, während er sich in zunehmender Gefahr befindet: Cassius befindet sich in seiner Nähe und bekommt immer mehr Motive, ihn umzubringen!
Bis sich am Ende nach einer etwas irritierenden Handlung eines herausstellt: beide, Paul wie Ben, sind sie Mörder- der eine in seiner Rolle als Killer Cassius, Ben als russischer Doppelagent, der das Opfer auf dem Gewissen hat, dessen Tod das FBI dazu verleitete, Cassius' Rückkehr anzunehmen. Und so, sich gegenseitig entlarvend, verbünden sich die beiden Agenten gegen einen dritten, noch viel niederträchtigeren Feind, um an das einzig wahrhaft lohnende Ziel zu gelangen: die lang ersehnte Rache Cassius' für den Mord an seinen Liebsten und die Möglichkeit für Ben, bei seiner amerikanischen Familie bleiben zu können. 
Ein faszinierender, spannender und mäßig blutiger Film, an den ich -obgleich mir die klischeehafte Darstellung von Bens süßen Kindern und der gehorsamen, schüchternen Frau nicht gefallen und die Bösen mal wieder Russen sind- 8 Punkte von 10 vergebe, aufgrund der fesselnden Idee und der guten Umsetzung.

http://www.youtube.com/watch?v=JKXz-RCsEGQ

Bücher: Eric-Emmanuel Schmitt- Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran

Eric- Emmanuel Schmitt- Monsier Imbrahim et les fleurs du Coran

Erneut liegt hier ein französischsprachiges Sternchenthema vor: die kleine Geschichte über Momo und Monsier Ibrahim, die um die Welt gegangen ist. 
Ein Sufi, der seinem jüdischen Zögling die Welt zeigt und wie man in Harmonie miteinander leben kann. Eine Freundschaft zwischen einem alten Mann und einem Jungen, dem sein Leben lang keine echte Liebe entgegengebracht wurde. Eine Freundschaft, die mit dem Raub einiger Konservenbüchsen beginnt...

Der junge Moïse wächst in einem jüdischen Bereich Paris' auf, zusammen mit seinem geizigen Vater, der als Anwalt tätig ist und seinen Sohn als Mädchen für alles sieht: stellvertretend für die entflohene Mutter muss der Junge einkaufen, das Essen zubereiten und putzen, während er gleichzeitig noch die schulischen Aufgaben zu bewältigen hat. Ersatz für die ihm entzogene elterliche Liebe sucht Momo bei den Prostituierten um die Ecke, im Alter mit 11 Jahren glaubt er, dass diese Form der Nutzliebe ihn zum Mann mache. In dieser Phase befreundet er sich mit Monsieur Ibrahim, dem "Araber" des jüdischen Viertels und Inhaber eines kleinen Tante-Emma-Ladens. Schon bald entwickelt sich zwischen den beiden eine enge Beziehung, die zur Vater-Sohn-Beziehung wird, als Momos Vater Momo verlässt und, immer noch traumatisiert aufgrund des Holocaust an seinem Volk und seinen Eltern, Selbstmord begeht. Monsieur Ibrahim adoptiert Momo und so hat dieser zum ersten Mal eine richtige Vaterfigur und erfährt bedingungslose Liebe und spirituelle Führung, ohne dass er Aufgaben zu bewältigen oder das Beispiel seines -nicht existierenden- vorbildlichen großen Bruders vor Augen gestellt bekommt, wie sein Vater dies gerne tat. Zusammen mit Monsieur Ibrahim lernt Moïse die Welt der Materie und des Geistes kennen, bis Monsieur Ibrahim bei einem Unfall stirbt. 
Er hinterlässt Momo alles, was ihm jemals wichtig war.
Und am Ende kann sich Momo selbst mit der Mutter, die ihn verlassen hat, aussöhnen und ihr liebende Enkelkinder schenken- eine neue Freundschaft entwickelt sich. Und Momo, der Jude, wird zum neuen Araber des Viertels, als er in Monsieur Ibrahims Fußspuren tritt und entdeckt, was sich in dem geheimnisvollen Koran seines geliebten Vorbildes befindet.

Ein wunderbares Buch über das Hinter-Sich-Lassen alles Rassismus und aller religiöser Feindseligkeiten. "Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran" ruft zur gegenseitigen Freundschaft und Akzeptanz auf, indem es nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen darstellt.
In dieser Geschichte findet der Leser eine Liebe zur Welt und den Menschen im Besonderen, feinsinnigen Humor, Situationskomik und eine fröhliche Leichtigkeit, die selbst das Traurige in schönerem Licht erstrahlen lässt. Monsieur Ibrahim ist nicht nur für Momo ein weiser Lehrmeister, sondern auch für den Leser, der zum Nachdenken angeregt wird und einige universelle Weisheiten mit auf den Weg bekommt. Nicht umsonst ist dieser kleine große Roman weltbekannt und wird immernoch tagtäglich in den Theatern des Ostens und des Westens aufgeführt. "Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran" ist eine Ode an die Liebe, an die Schönheit, an das Glück und an Gott- an welchen auch immer.
7 Punkte von 10 vergebe ich an dieses schöne kleine Buch.

"- Ça ne fait rien, disait monsieur Ibrahim. Ton amour pour elle, il est à toi. Il t'appartient. Même si elle le refuse, elle ne peut rien y changer. Elle n'en profite pas, c'est tout. Ce que tu donnes, Momo, c'est à toi pour toujours; ce que tu gardes, c'est perdu à jamais!"

Bücher: Amélie Nothomb- Antéchrista

Amélie Nothomb- Antéchrista

"Ils n'avaient rien compris. Je ne parlais pas de liberté ou d'autorisation. J'avais de l'amour fou une telle idée que, si cela m'arrivait un jour, je ne pouvais imaginer aucune séparation. Entre l'être aimé et soi, que tolérer, sinon la lame d'un épée?"

"Antéchrista" liegt mir im französischen Original vor, weil es eins der Sternchenthemen im Französisch- Abi ist. Inzwischen habe ich es viele Male gelesen- gut, ich gebe es zu, weniger aus persönlichem Interesse denn aus Pflicht, aber dennoch ist die kleine Novelle der verschrobenen Belgierin Nothomb nicht zu verachten.
Blanche, eine schüchterne, von Minderwertigkeitskomplexen geplagte Einzelgängerin, trifft auf Christa, ihre beliebte und schöne Mitstudentin. Es entwickelt sich eine ungleiche Freundschaft, im Verlauf derer Blanche schnell klar wird: Christa ist das Böse. 
Ausgenutzt von ihrer einzigen Freundin, die davon profitiert, Blanche zu erniedrigen, um sich selbst in besserem Licht erstrahlen zu lassen, muss Blanche zusehen, wie selbst die eigenen Eltern sich von ihrer Tochter ab- und der verführerischen Christa zuwenden, die bald bei der Familie Hast einzieht und Blanche nicht nur ihre Privatsphäre, ihr Bett, ihren Kleiderschrank und ihre Ruhe stiehlt, sondern auch ihr eigenes kleines Stückchen Himmel. Und Blanche muss erkennen, wie sehr die Menschen sich von Schönheit und menschengemachten Idealen beeinflussen lassen, wie sehr eine verlogene junge Frau wie Christa von ihrer Falschheit profitieren kann.
Schlussendlich aber ist es Blanche, die aufbricht, um sich in Christas Heimatort näher umzusehen, und dabei erkennt, dass alles, was der Eindringling der Familie Hast erzählt hat, erlogen ist; weder kommt Christa aus einer unterprivilegierten Familie noch sieht ihr Freund aus wie David Bowie, von ihren eigenen Eltern kassiert Christa das Geld, das sie angeblich an die Familie Hast zahlen muss, um dort leben zu können. Und Blanche rächt sich, nach einer grandiosen Verleumdungscampagne Christas, mit einem spektakulären Zungenkuss, womit die Sanftheit zu siegen scheint... und es am Ende doch nicht tut, denn wie so oft bei Amélie Nothomb gewinnt eben doch nicht das, was wir als gut wahrnehmen, sondern es kommt wie im echten Leben: das Schlechte behält die Oberhand, und Blanche folgt Christas Willen ein weiteres Mal, obwohl diese aus ihrem Leben verschwunden und zurück zu ihrer eigenen Familie gekehrt ist. 

Ein, zumindest aus meiner Perspektive als deutscher Leserin, sehr schön geschriebenes Buch mit vielen Neologismen, Metaphern und intelligenten Anspielungen. Die Belesenheit der Autorin, die sich mit Blanche vollkommen identifizieren kann, ist dem Roman anzumerken. Die Beispiele und Metaphern, die Nothomb verwendet, sind stets christlicher Natur, ein Stilmittel, das ihr gut und authentisch gelungen ist und auch nicht ohne Bedeutung bleibt.
Das ewige Thema in "Antéchrista" ist jenes, welches die Welt schon seit der Entstehung des Lebens bewegt: die Liebe, das Lieben und das Geliebtwerden. Es ist die Geschichte eines Mädchens, welches stets geliebt hat und doch nie zurückgeliebt wurde, und es ist die Geschichte eines anderen Mädchens, welches stets geliebt wurde und nie Liebe empfunden hat, es sei denn für sich selbst.
Und die allumfassende Liebe, die das Buch durchzieht, muss am Schluss der Infamie und dem auferzwungenen fremden Willen weichen- ein weiteres Mal. Der Prozess der Emanzipation und der Starkwerdung der Blanche, ihrer Unabhängigkeit und aufkeimenden Selbstanerkennung, ist nur eine Farce.
"Antéchrista" ist ein wunderbar gekonnt geschriebenes Buch, mit authentischen Darstellungen der Blanche und der Christa, Personen, wie man sie vielleicht aus dem eigenen Leben kennt, und ganz ohne dass die Protagonistinnen einseitig oder flach wirken würden. Dennoch finde ich die Reaktion der Eltern auf Christa übertrieben und bezweifle, dass Eltern, die ihre Tochter jemals geliebt haben, so weit gehen würden. Doch dies ist die Frage: haben die Eltern Blanche jemals geliebt oder war es nur die ewige natürliche Akzeptanz des eigenen Kindes? Vieles wird nicht beantwortet. Was bleibt, ist nur der Radius von Antéchrista, die sogenannte "antéchristée", in deren Umkreis sich der negative Einfluss Christas auf Blanche auswirkt. Und dieser Radius hat Blanche selbst jetzt noch, nach dem Verschwinden Christas, erfasst und "ainsi sa volonté fut faite, et non la mienne"- der Roman endet mit der letzten (von den meisten nicht erkannten) christlichen Symbolik und einem leicht traumatisierten Leser.
"Antéchrista"- schön geschrieben, realistisch und unwirklich zugleich, Situationen aus Alltag und Albtraum... an dieses leider sehr kurze Buch, das erfrischender- und traurigerweise keinerlei Moral mit sich bringt, vergebe ich 6, 75 Punkte von 10.

"Et cependant j'en étais étrangement fière. Si l'on m'avait trompée, c'était parce que, l'espace d'un instant, j'avais aimé. 
"Je suis de ceux qui aiment et non de ceux qui haïssent", déclare l'Antigone de Sophocle. On n'a jamais rien dit de plus beau."

Montag, 12. März 2012

Filme: 10 000 BC

10 000 BC

(SPOILER)

Fantastisch im doppelten Sinne...

Wie der Name schon sagt, dreht sich dieses Werk um unsere steinzeitlichen Vorfahren, die 12 000 Jahre vor dem heutigen Tag lebten. Als deren Dorf überfallen wird und die Hälfte der Bewohner von einem anderen Stamm entführt werden, bricht der Dreadhead D'leh mit einigen seiner Freunde auf, um seine große Liebe Evolet aus den Klauen ihrer lüsternen Entführer zu retten. Dabei durchquert er ganze Länder und stellt gar riesige Heere aus fremden Stämmen, die er für sich überzeugen kann, auf, um letztendlich sein Ziel zu erreichen und Evolet zu befreien...

Das Leitmotiv des Films entspringt dem Reich der Fantasie; Evolet ist das Kind mit den blauen Augen und somit Teil einer Prophezeiung. Als solche Auserwählte ist sie eigentlich einem anderen Mann versprochen, sodass D'leh in doppelter Hinsicht um sie kämpfen muss. Die Schamanin des Stammes, Alte Mutter, bewacht die Freunde, die aufgebrochen sind, um die Entführer zu verfolgen, mit ihrem Geist, und so spielen Prophezeiungen, Schicksal und Magie eine wichtige Rolle in "10 000 BC".
Dieser Film bietet alles, was von Nöten ist: wundersame schamanische Techniken, dämonisches, schicksalhaftes, liebevoll dargestellte urzeitliche Landschaften, bewegende Mammutjagden, große Momente, unerwartete Wendungen, eine zu Tränen rührende Liebe... und sehr viel historisch nicht Korrektes.
So wird zum Beispiel der Bau der Pyramiden von Giseh mit Hilfe von Mammuts dargestellt- die Pyramiden sind allerdings um einiges jünger-, die Protagonisten durchqueren zu Fuß innerhalb weniger Wochen ganze Klimazonen, von einem Schlag auf den anderen wechselt es von kalter Eissteppe in Dschungel, die Säbelzahntiger sind des bombastischeren Eindrucks wegen unrealistisch groß dargestellt, es wird impliziert, dass die einen Völker mit verfilzten Haaren und in Fellkleidung herumlaufen, während die anderen in Schleier, feinsten Edelschmuck und Seide gekleidet sind... wer also einen historisch überzeugenden Film erwartet hat, wird in dieser Hinsicht enttäuscht werden. Viel zu vieles entspringt dem Reich der Fantasie, doch wäre ohne diesen Zusatz vieles nicht möglich, von dem das Werk profitiert. Kommentiert wird der ganze Film von der angenehm heiseren Stimme eines Erzählers, der den groben Rahmen der Geschichte einfasst.
Bis zuletzt erwartet man voll Spannung, ob D'leh, Der Mit Dem Speerzahn Spricht, es schaffen wird, Evolet in Sicherheit zu bringen, sich gegen prähistorische Tiere, labyrinthartige Landschaften, gewalttätige Entführer und die streng aufgebaute Hochkultur Ägyptens durchzusetzen. 
Und tatsächlich soll der Held es schaffen, aus Liebe zu Evolet ganze Heere aus dem Boden zu stampfen und die freien Stämme Afrikas zu vereinen, den Fleisch gewordenen "Gott" der Ägypter zu töten und sein Volk zu befreien. Ein bombastischer Moment folgt auf den nächsten, bis dann, endlich, die Wiedervereinigung von D'leh und Evolet bevorsteht. Klischeehafterweise rennen sie freudig aufeinander zu... und Evolet wird von dem Schuss eines ihrer Entführer im Rücken getroffen und verendet.
Selbst beim dritten Anschauen des Films kann man es nicht glauben: ist dies wirklich das Ende? Sind die Bemühungen des tapferen Steinzeitmenschen, der nur Frieden wollte und nichts sonst, umsonst gewesen? Und dies ist der erste Film, den ich kenne, der so etwas tatsächlich glaubhaft rüberbringt: tatsächlich denkt man, dass dies das Ende sei, dass die Geliebte des Helden tatsächlich sterben würde. Nichts lässt einen hierbei an die klassische Situation denken, in der die Sterbende plötzlich doch wieder die Augen aufschlägt, durch die mysteriöse Unsterblichkeit der ewigen Filmhelden gerettet...
und doch kehrt sie wieder zurück ins Leben.
Denn da ist noch Alte Mutter, die in eben diesem Augenblick ihren Atem aushaucht und ihren gealterten Geist für Evolet opfert.
Und so kommt man dennoch zu dem klassischen, wunderschönen Ende. Kein tragisch-bewegendes Ende à la Braveheart, bei dem der grundsympathische Rebell sein Leben opfert, sondern die Erfüllung aller Wünsche, die sich der urige Held erträumt hat. Trotz allem Kitsch und aller nicht gerade realistischen Wendungen gen Ende ist und bleibt der Film "10 000 BC" ein ganz Besonderer, den ich immer wieder sehr gerne anschaue. Vielleicht braucht man auch ein wenig Magie, um die schemenhafte Welt unserer weit entfernten Vorfahren durch ihre Augen zu sehen. Wer weiß? Die Geschichte von Der Mit Dem Speerzahn Spricht erzählt man sich noch bis heute.
Ich vergebe an diesen Film 8 von 10 möglichen Punkten. Trotz aller Dramatik und historischer Inkorrektheit.

http://www.youtube.com/watch?v=raIwqzKNjCo

Filme: Der Mandant

Der Mandant

(SPOILER)

Überraschenderweise ist dies ein Film über einen amerikanischen Anwalt. Dieser sieht zwar ganz korrekt gekleidet aus und hat einen sehr guten Ruf, vertritt aber Methoden, die ein legerer Anwalt nicht benutzen würde, um andere zum Beispiel zu beeindrucken, beeinflussen und so weiter. Die Zusammenarbeit mit Rock-Bikern unter anderem wird ihm noch viel nützen.
Der Protagonist vertritt den Standpunkt derjenigen, die von niemandem als unschuldig angesehen werden, und bewahrt sie vor dem Tod. Immer erfolgreich, trifft er tatsächlich auf keinen einzigen Schuldigen, bis er auf seinen ersten Fall stößt, bei dem es sich um einen reichen, wiederwärtigen jungen Schleimbeutel handelt, der ein Faible dafür hat, Prostituierten Gewalt anzutun und ein nicht verurteilter Mörder ist. Es entwickelt sich eine Mischung aus Gerichts-Film und Krimi, bei dem viele Szenen vor Gericht stattfinden, aber glücklicherweise auch außerhalb des Gerichtssaals, wo sich so einiges tut. So lange, bis der Gerechtigkeit schlussendlich doch zum Sieg verholfen wird, was man als hoffnungsvoller Zuschauer kaum noch zu glauben wagte.
An sich ein recht guter, interessanter und spannender Film mit Schauspielern, die überzeugender sind als die meisten Darsteller solcher Filme, dennoch nicht unbedingt etwas, von dem ich sagen würde, dass ich es unbedingt noch einmal sehen wollen würde, deswegen bekommt der Film 6, 75 Punkte von 10.

 http://www.youtube.com/watch?v=rdV3hgL_e24&feature=fvst

Bücher: Friedrich Dürrenmatt- Der Besuch der alten Dame

Friedrich Dürrenmatt- Der Besuch der alten Dame

(SPOILER)

Sämtliche Abiturienten werden die Nase rümpfen über die Kritik eines Sternchenthemas, doch Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" ist ein gutes Stück deutscher Literatur, welches es zu beachten gilt.
Die Tragikomödie ist ein Theaterstück und dementsprechend in Dialogform mit Regieanweisungen geschrieben.

Als die Milliardärin Claire Zachanassian zurück in ihr verarmtes Heimatdörfchen Güllen, dessen Bewohner sie noch unter dem Namen Kläri Wäscher kennen, kehrt, will sie nur eines: Gerechtigkeit.
Und da sich die Reichen dieser Welt alles kaufen können, selbst den öffentlichen Mord an einem allseits beliebten Mann, erfüllt sich die Geschichte einer jungen verstoßenen Frau, die nach Jahrzehnten wiederkehrt, um Rache zu üben, mit der ganz und gar nicht humanen Tat, welche die Milliardärin fordert: Alfred Ill muss sterben.
Eine verstoßene Schwangere, ein Kind, das ihr weggenommen wird und nach einem Jahr sein Leben aushaucht, zwei mit einem Liter Schnaps bestochene Zeugen und die grenzenlose Bereitschaft der Menschen, zu vergessen, bilden den Rahmen und in gewisser Weise den Mittelpunkt der Geschichte. Man vergisst leicht, was man anderen angetan hat, und dennoch nicht, was einem angetan wurde.
Für die Einen ist Claire Zachanassian eine rachsüchtige alte Vettel, stinkreich und verdorben, lieblos, kaltherzig und vergrämt, männerverschwendend und hart, für die anderen eine nur allzu menschliche Person, eine emanzipierte Heldin, die letztendlich auf ihre Form von Gerechtigkeit besteht, eine Frau, die erkannt hat, dass aus Liebe nur allzuleicht Hass entsteht.
Und bis zuletzt bleibt sie Alfred Ills Freundin, finden doch noch einige Dialoge voller Tiefgang, Emotionen und Erinnerungen zwischen dem zum Tode Verurteilten und seiner Richterin statt, und schließlich ist es vielleicht allein Ill, der seine Lektion gelernt hat, obwohl eines Tages zu uns allen eine alte Dame kommen wird.
Das arme, doch ehrbare Städtchen Güllen muss nicht einmal seinen Schatten überspringen, um für eine Milliarde, welche die Erfüllung aller Träume darstellt, ein zu Anfang zutiefst verurteiltes und dennoch insgeheim verlockendes Angebot anzunehmen. Unter dem Glanz allerdings bleibt der Schmutz, der sich selbst nicht mit einer Milliarde entfernen lässt; der eigentlich nur auf dieser einen Milliarde beruht: auf dieser Milliarde und einer längst verjährten Schandtat.
Mit einem unheimlichen Jubel, der Gänsehaut verursacht, endet dieses lustige, tragische, traurige, schandhafte, verräterische, dunkle, falsche, abscheuliche, herrliche, moderne Epos auf Liebe und Hass, Vergessen und Erinnerung, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Moral und Macht, Menschlichkeit und die Verlockung des Geldes.
Das Theaterstück ist locker zu lesen und sicherlich auch gut anzusehen, es erfrischt mit gewitzten Dialogen, Situationskomik und gutem Witz, es erschüttert mit der Bewusstmachung der Schatten und der Bereitschaft zum Bösen in der menschlichen Seele, obwohl keiner der Charaktere böse ist oder ein böses Motiv hat.
"Der Besuch der alten Dame" ist bewegend, es ist absurd, makaber, fast schon kafkaesk, um es kurz zu sagen: grotesk,denn die Groteske ist das Markenzeichen Dürrenmatts, der ein Profil von ganz normalen Menschen, die weder gut noch böse sind, gezeichnet hat- und damit empört und erschüttert. Und die Figur der Claire Zachanassian? Vielleicht ist sie am Ende die Einzige, die wahrhaftig triumphiert, die alte Dame in den schwarzen Gewändern, dem Sarg, den sie für Ill mitgebracht hat und in dem sie Ill wieder zurück nach Hause nimmt und dem Parzell an der Mittelmeerküste.
Dieses Theaterstück bekommt auf der Punkteliste der von mir bevorzugten Literatur 6, 5 Punkte von 10.

"DER LEHRER Seit mehr denn zwei Jahrzehnten korrigiere ich die Latein- und Griechischübungen der Güllener Schüler, doch was Gruseln heißt, Bürgermeister, weiß ich erst seit einer Stunde. Schauerlich, wie sie aus dem Zuge stieg, die alte Dame mit ihren schwarzen Gewändern. Kommt mir vor wie eine Parze, wie eine griechische Schicksalsgöttin. Sollte Klotho heißen, nicht Claire, der traut man es noch zu, dass sie Lebensfäden spinnt."

Bücher: Anthony Horowitz- Die fünf Tore. Todeskreis

Anthony Horowitz- Die fünf Tore. Todeskreis (erster Band).

(SPOILER)

Der Name des Buches hält, was er verspicht. Es geht um Tore, einen Kreis und um den Tod. Vor allem aber geht es um Klischees, die innerhalb des Buches traurigerweise bestätigt werden, um eine mittelmäßige Kinderbuchgeschichte und erschreckend falsche Vorstellungen und Theorien bezüglich der Frühgeschichte.

Der (wie es mir vorkommt etwas beschränkte) jugendliche Protagonist wird im Rahmen eines neuen strafrechtlichen Programmes aufs Land geschickt, wo er eine neue Pflegemutter erhält, die eine Hexe ist, wie er bald feststellen muss. Natürlich ist sie alt, natürlich hat sie graue Haare, natürlich ist sie klein, natürlich trägt sie schwarze Kleidung, natürlich braut sie Tränke aus Schlangen, natürlich wohnt sie in einer verfaulenden Gammelhütte, natürlich muss er sich für sie "abschuften", natürlich hängt über ihrem Kamin ein sich bewegendes unheimliches Porträt ihrer Vorfahrin, die als Hexe verbrannt wurde, natürlich ist sie abgrundtief böse, ohne ein Motiv dafür zu haben. Alles, was fehlt, ist, dass sie ihren Schützling mästen und im Ofen zubereiten will.
Aber selbstverständlich braucht sie ihn als Lebendopfer- an der Walpurgisnacht. Eine sehr seltsame Geschichte wird im Lauf des Buches gestrickt, während der Autor einem weiszumachen versucht, dass Matt, die Hauptperson, geopfert werden soll, um ein Tor zu öffnen, welches böse Gestalten auf die Welt zurückbringen soll, die in der Urzeit alles verwüsteten. Aber glücklicherweise gibt es einen Geheimbund, der gegen die bösen Hexen und Zauberer, die bei einem stillgelegten Atomkraftwerk regelmäßig ihre abscheulichen Hexensabbate feiern und dabei das Vater Unser rückwärts beten, ankämpft. 
Dieses Buch ist beinahe schon "Gänsehaut"-Niveau (R.L. Stine): übertriebene Klischees werden aufgeführt -ganz ohne Ironie-, eine schlecht gestrickte Story wird unnötig auf die Seiten gewurstelt, ganz und gar nicht überzeugende Charaktere beherrschen die Handlung des Buches und beweisen dabei erschreckende Flachheit und Bedeutungslosigkeit, ein idiotischer Hauptheld begibt sich aufgrund seiner Dummheit, Ungeschicktheit oder anderen Gründen ständig in irgendwelche Gefahren und wird immer in letzter Sekunde daraus gerettet, Fehlinformationen, die von unheimlicher Gedankenlosigkeit des Autors zeugen, bestimmen den Ton des Buches... und dann ist es nicht einmal spannend, sondern einfach nur haarsträubend grottig.
Okay, es ist ein Kinderbuch.
Aber das ist keine gute Entschuldigung.
Die Bösen sind einfach nur böse, weil sie eben böse sind. Sie wollen schreckliche Kreaturen auf die Erde rufen, die diese zerstören und alles Leben auslöschen werden, weil sie böse sind. Allesamt. Und böse Menschen wollen eben immer, dass alle sterben (unter "alle" fallen übrigens auch die Bösen, aber egal). 
Ein ganzes Dorf, inklusive Kinder, ist ein Hexendorf, und Hexen opfern immer Menschen. In der Walpurgisnacht. Und schlitzen Schlangen der Länge nach auf, um daraus einen Trank zu brauen. 
Sämtliche Steinkreise, die jemals in Britannien errichtet worden sind, wurden nach dem Modell von "Raven's Gate", dem Tor, um welches es in dem Buch geht, errichtet- so hat sich der Autor das ausgedacht. Ist vielleicht eine ganz interessante Idee, allerdings endet sie damit, dass das Tor im Mittelalter zerstört wurde, indem die Leute die meterhohen, dicken Riesenblöcke in Mühlen zermahlen und den Steinstaub in alle Himmelsrichtungen verschickt haben, aus Angst vor dem Tor. Ich möchte gerne die mittelalterliche Mühle sehen, die riesenhafte Steinblöcke, die größer und vermutlich auch härter sind als die Mühlsteine selbst, zermahlen kann, aber okay. Wer es glaubt, kann dies gern tun.
Natürlich haben die Menschen das Tor "Raven's Gate" genannt- weil sich das einfach imposant und "cool" anhört. Der Autor allerdings begründet es mit der Tatsache, dass die Menschen das Tor deswegen so nannten, weil Raben Todesvögel sind. Aha. Es gibt ja auch überhaupt kein anderes Symbol für den Tod als den Raben. Man hätte es auch "Death's Gate" oder "Scythe's Gate" oder "Skeleton's Gate" nennen können-alles viel bekanntere Symbole für den Tod-, aber nein, es muss ja "Raven's Gate" heißen, obwohl es nichts, aber rein gar nichts mit Raben zu tun hat. Wenn wenigstens auf einem der Steine ein Rabe eingemeißelt gewesen wäre, oder wenn dort wenigstens ein Rabe gesichtet worden wäre oder oder oder, aber so ist die ethymologische Erklärung nicht sehr überzeugend.
Außerdem tut der Autor gerade so, als ob alle, die im Mittelalter als Hexen verbrannt worden sind, tatsächlich Hexen waren, und das ist einfach nur eine dumme, stockdoofe Aussage, die nicht ins 21. Jahrhundert gehört. Und dass Menschen sterben, weil sie auf die Spitze einer Sichel fallen, glaube ich auch nicht. Dies ist eine Sichel: http://www.melbar.de/Blankwaffen/Messer/Messer/M2SW106.jpg.
Um daran zu sterben, muss man entweder sehr seltsam fallen, einen komischen Körperbau haben, oder sich noch ein paarmal auf der Sichel herumwälzen, um sich das Metall tiefer ins Fleisch zu treiben.
Ich weiß auch nicht, was der Autor von seinem Leser erwartet. Mich jedenfalls hat das Buch gerade mal dazu gebracht, die Augenbrauen hochzuziehen und eine verächtliche Kritik zu schreiben.
Einfallslos, klischeehaft und absolut nicht in unsere Zeit gehörend. Wenn das Buch wenigstens alt wäre. Aber es ist ein modernes Buch, und eigentlich sollten die Menschen der heutigen Gesellschaft etwas besser über gewisse Dinge informiert sein. Nun gut.
Für ein Buch dieser (und man bedenke den Vergleich mit den Gänsehaut-Büchern) Art ist es vielleicht sogar gelungen, ich allerdings bewerte Bücher aufgrund meiner persönlichen Vorliebe und vergebe 4 von 10 Punkten. Viel Spaß. Aneinandergereihte Hauptsätze lassen grüßen.

"Noah starrte ihn wütend an und hatte keinen Blick für den Rest des Raums übrig. Einen Moment stand er nur da und atmete schwer. Er zog die Sichel aus seinem Gürtel und hielt sie sich an die Lippen. Dann fuhr er mit der Zunge über die Schneide. "Ich werde es genießen, wenn sie dich töten", schnaufte er. "Du wirst kreischen wie ein Schwein. Du wirst kreischen und winseln, und ich werde dabei sein!" Er steckte die Sichel zurück und ging zur Tür. "Heute kein Essen mehr", verkündete er. "Du kannst hungrig sterben." Er schlug die Tür zu und verschloss sie."


Sonntag, 11. März 2012

Bücher: Terry Pratchett- Total verhext

Terry Pratchett- Total verhext
(SPOILER)

Dies ist eine Geschichte über Geschichten.

Wie so oft bei Terry Pratchett verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Märchen, Verstand und Fantasie, Wirklichkeit und Traum, Leben und Tod, als die drei Hexen Magrat Knoblauch, Nanny Ogg und Oma Wetterwachs (die Jungfer, die Mutter und die... Andere) ihre geruhsame Heimat verlassen und dem letzten Wunsch einer guten Fee nachkommen müssen.
Wie ein roter Faden zieht sich die Frage nach richtig und falsch, gut und böse, gerecht und ungerecht durch den Roman, ohne dass eine eindeutige Antwort darauf gefunden werden kann. Hier vermischen sich die grausam idyllischen Wunschvorstellungen einer guten bösen Märchenfee mit der Wirklichkeit, die ein anderes Ende der Geschichte fordert als das Märchen es verlangt, hier treffen Klischees auf Fremdes, Ausländisches, und die Grenzen der Toleranz und der Wahrnehmung werden ebenso strapaziert wie die dünne Linie, die den Tod von der Welt der Lebenden trennt.
Gut gegen böse, Spiegelmagie gegen Voodoo gegen Kopfologie...
Und letztendlich bleibt selbst für den aufmerksamsten Leser die Frage offen, was genau Magie ist und wo man sie einsetzen sollte, und ob sie sich nicht durch einfachen Glauben beeinflussen lassen kann. Sicher ist nur, dass sich nicht einmal die Voodoo-Hexe Frau Gogol, die in einer entenfüßigen Hütte in Gesellschaft des Zombies Herrn Samstag im Sumpf von Gennua lebt, mit Oma Wetterwachs anlegen sollte, denn ein weiteres Mal beweist diese, wie leicht einen der Alltag über Magie hinwegtäuschen - oder diese gar ersetzen kann.
Ein poetisches, spannendes, wunderbares Buch voll von klugem Witz und Humor, von alltäglichen Gedanken, die über das Alltägliche hinausgehen, und natürlich voller Oma Wetterwachs, Nanny Ogg und Magrat Knoblauch.
Und obwohl manche zeit ihres Lebens bloß Kürbisse, andere hingegen Blumen aus dem Alles hervorzaubern können, obwohl die Frage nach gut und böse in einer skurillen Welt ohne Grenzen keine zufriedenstellende Antwort gefunden hat, schließt sich dies humorvoll-schöne Werk über das Geheimnis der Selbstfindung inmitten von tausenden von falschen Reflektionen mit dem Wunder, dass drei mehr oder weniger in die Tage gekommene vorurteilsbelastete Damen ihre Heimat auch in den verrückten, ärgerlichen Weiten des Auslands finden können. Und dies ist ein wahrhaft märchenhaftes Ende.
Zehn von zehn Punkten vergebe ich an dieses meisterliche Buch.

"Lieber Jason und alle,
es isset wirklich erstaunlich was geschieht wenn man gar nicht damitte rechnet, zum Beispiel haben wir Frau Gogol kennengelernt tagsüber arbeitigt sie als Köchin aber sie kennt sich mit Wuduh aus, glaubt bloß nicht an all den Unsinn über schwarze Magie und so, Frau Gogol isset wie wir nur anders. Das mit den Zombies stimmet, aber trotzdem stecket nicht das dahinter was man vermutet ..."

Freitag, 9. März 2012

Bücher: Stephen King- Es

Stephen King
Es

(Achtung, SPOILER...)
Eine mittlere amerikanische Kleinstadt wird von einem unbenennbaren Schrecken heimgesucht. Nur sieben Kinder können das Grauen aufhalten, indem sie sich zusammentun und sich einem übermächtigen Wesen stellen...

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich das Buch gar nicht so toll fand, wie ich erwartete, dass ich es finden würde. Die Idee - ein außerirdisches Monster landet auf der Erde, terrorisiert eine mittlere amerikanische Kleinstadt und tötet Menschen, um sie in sein Versteck zu bringen und zu fressen (ebenso wie von den Körpern der Menschen ernährt Es sich auch von ihren Fantasien und Seelen)-ist nicht gerade sehr originell und der Schreibstil ist nichts Besonderes. Außerdem frage ich mich, von was es sich die ganze Zeit über ernährt hat, da es lange vor dem Auftauchen der Menschheit auf der Erde gelandet ist.
Eingeleitet wird das Buch von einer Vorstellung der sieben Kinder, die dem Monster entgegengetreten und beim Versuch, es zu töten gescheitert sind; inzwischen sind sie erwachsen und werden vor, während oder nach einer sehr weitschweifigen Erzählung ihres Lebens bzw. aus der Sichtweise ihrer Partner von dem siebten Kind, Mike, angerufen, das in der verfluchten Stadt geblieben ist. Aufgrund des Versprechens, dass sie zurückkehren würden, um das Monster endgültig zu töten, sollte es zurückkommen, packen fünf von den angerufenen Personen ihre Koffer und reisen zurück in die Heimat; der Sechste begeht Selbstmord.
Im folgenden Verlauf der Geschichte wird die erneute Konfrontation mit dem Monster erzählt, während den Hauptpersonen bruchstückhaft ihre Erinnerungen an ihre Kindheit ins Gedächtnis gerufen werden, denn anscheinend ist es eine Eigenschaft des Außerirdischen, dass man nach der Begegnung mit ihm die Erinnerung daran verliert. Der gesamte Roman wird halb aus der Perspektive der Kinder erzählt und halb aus der der Erwachsenen, die wieder ihre Erinnerungen durchleben, deswegen kommen beide Geschichten -die Geschichte von der ersten und von der zweiten Jagd nach dem Monster- zur Geltung.

Ich muss sagen, dass ich etwas enttäuscht von dem Buch war. Der Schreibstil war nicht annähernd so fesselnd, wie ich es mir erhofft hatte, sondern eigentlich ein recht normaler, weitschweifiger Schreibstil, und wirklich gegruselt habe ich mich auch nicht- nicht einmal nachts. Die Hauptpersonen sind mir allesamt unsympathisch -bis auf Mike und Richie-, und es ist sehr nervig, dass in jedem Satz, in dem Beverly vorkommt, beschrieben wird, wie wunderschön sie doch ist, denn man versteht das, ehrlich gesagt, schon nach dem ersten Satz, indem das erwähnt ist und hey- sie ist schließlich ein Kind, zumindest einen Großteil des Buches über, da sind solche Erwähnungen, die sich auf die rein körperliche und sexuelle Basis beschränken, einfach unangebracht. Ziemlich übertrieben ist es auch, dass wirklich jede männliche Figur, die in dem Buch vorkommt, auf Beverly steht und der Umgang zwischen Beverly und den sechs Jungs ist einfach nur unrealistisch. In so einem Alter sagt man nicht der Reihe nach zu einem Mädchen: "Ich.... ich glaube, ich liebe Dich, Beverly", "Oh ja, Beverly, ich liebe Dich auch, obwohl ich Dich nicht kenne", "I-i-i-i-i-i-ich l-l-l-l-liebe D-Dich a-a-a-auch, B-B-B-B-B-Beverly!"
Und erst recht nicht hat man in diesem Alter Sex.
Diese Szene, in der alle Jungs nacheinander mit Beverly schlafen, die 11 (!!!) Jahre alt ist (und dann -selbstverständlich- auch noch zwei Orgasmen hat... hust hust...) ist einfach nur unnötig und bar jeglicher Erklärung, denn "die freundschaftlichen Bande erneuern", was als Grund angegeben wurde, warum alle Jungs in der Kanalisation mit ihr schlafen, tut so etwas gewiss nicht. Diese Szene ist einfach nur da, damit sie eben da ist, und zeugt von einem gewaltigem Unwissen über Mädchen.
Auch der Schreibstil... teilweise ist es wirklich mühselig, das Buch zu lesen, außerdem ist es einfach nach einem zu übertriebenen Spannungsprinzip aufgebaut, sodass man stark merkt, dass der Autor mit allen Mitteln versuchen will, die Aufmerksamkeit des Lesers beizubehalten, was in diesem übertriebenen Maße kein sehr gutes Zeichen ist. Und kaum bringt er ein Stilmittel, das mir wirklich gefällt, kommt es so oft vor, dass es einfach nur noch nervt- und das wirkt sehr billig.
Dass mir das Buch nicht zugesagt hat, zeigt auch, dass ich bei dem Tod eines der Hauptcharaktere -und das Buch ist immerhin mehr als 1000 Seiten dick- überhaupt keine Emotionen empfunden habe.
Es war manchmal interessant zu lesen, manchmal langweilig (irgendwann will man einfach nicht mehr wissen, wie lange und durch welche Rohre man in der Kanalisation kriechen kann/muss, und obwohl das spannungsaufbauend sein soll, weil es die Konfrontation mit Es hinauszögert, nervt es irgendwann) und die Idee ist auch nicht übermäßig originell.
Aber weil ich nicht allzu hart mit dem Buch ins Gericht gehen will, muss ich zugeben, dass es mir gefallen hat, dass Henry die Stimmen "vom Geistermond" hört, und auch das Ende ist recht schön. Immerhin. Außerdem merkt man, dass S.K. sich beim Schreiben des Buches große Mühe gegeben hat, und das ist immerhin auch etwas wert. Einige sympathische und spannende Momente sind schließlich auch dabei, und ich kritisiere ziemlich hart. Deswegen...
Auf einer Skala von einem bis zehn Punkten gebe ich "Es" eine 6,5.
Dennoch überwog bei mir während der Lektüre des Romans ständig der eine ironische Gedanke, der mich inzwischen bei so gut wie allen Horrorserien,-büchern und -filmen verfolgt: "Zum Glück passiert so etwas nur in Amerika."

"Ein gigantisches Auge füllte den Tunnel aus; die glasig schwarze Pupille hatte einen Durchmesser von etwa sechzig Zentimeter, die Iris war schmutzig rotbraun. Das etwas vorgewölbte Weiße war mit roten Venen durchzogen, die gleichmäßig pulsierten. Es hatte weder ein Lid noch Wimpern- ein gallertartiges schreckliches Ding, das sich auf dünnen Tentakeln fortbewegte, die nach dem bröckligen Tunnelboden tasteten und sich hineingruben wie Finger, so daß im Schein von Bills zitternder Streichholzflamme der Eindruch entstand als wären dem Auge alptraumhafte Finger gewachsen, die es vorwärtszogen. 
Es starrte sie mit fieberhafter Gier an... und dann erlosch das Streichholz."