Montag, 12. März 2012

Bücher: Anthony Horowitz- Die fünf Tore. Todeskreis

Anthony Horowitz- Die fünf Tore. Todeskreis (erster Band).

(SPOILER)

Der Name des Buches hält, was er verspicht. Es geht um Tore, einen Kreis und um den Tod. Vor allem aber geht es um Klischees, die innerhalb des Buches traurigerweise bestätigt werden, um eine mittelmäßige Kinderbuchgeschichte und erschreckend falsche Vorstellungen und Theorien bezüglich der Frühgeschichte.

Der (wie es mir vorkommt etwas beschränkte) jugendliche Protagonist wird im Rahmen eines neuen strafrechtlichen Programmes aufs Land geschickt, wo er eine neue Pflegemutter erhält, die eine Hexe ist, wie er bald feststellen muss. Natürlich ist sie alt, natürlich hat sie graue Haare, natürlich ist sie klein, natürlich trägt sie schwarze Kleidung, natürlich braut sie Tränke aus Schlangen, natürlich wohnt sie in einer verfaulenden Gammelhütte, natürlich muss er sich für sie "abschuften", natürlich hängt über ihrem Kamin ein sich bewegendes unheimliches Porträt ihrer Vorfahrin, die als Hexe verbrannt wurde, natürlich ist sie abgrundtief böse, ohne ein Motiv dafür zu haben. Alles, was fehlt, ist, dass sie ihren Schützling mästen und im Ofen zubereiten will.
Aber selbstverständlich braucht sie ihn als Lebendopfer- an der Walpurgisnacht. Eine sehr seltsame Geschichte wird im Lauf des Buches gestrickt, während der Autor einem weiszumachen versucht, dass Matt, die Hauptperson, geopfert werden soll, um ein Tor zu öffnen, welches böse Gestalten auf die Welt zurückbringen soll, die in der Urzeit alles verwüsteten. Aber glücklicherweise gibt es einen Geheimbund, der gegen die bösen Hexen und Zauberer, die bei einem stillgelegten Atomkraftwerk regelmäßig ihre abscheulichen Hexensabbate feiern und dabei das Vater Unser rückwärts beten, ankämpft. 
Dieses Buch ist beinahe schon "Gänsehaut"-Niveau (R.L. Stine): übertriebene Klischees werden aufgeführt -ganz ohne Ironie-, eine schlecht gestrickte Story wird unnötig auf die Seiten gewurstelt, ganz und gar nicht überzeugende Charaktere beherrschen die Handlung des Buches und beweisen dabei erschreckende Flachheit und Bedeutungslosigkeit, ein idiotischer Hauptheld begibt sich aufgrund seiner Dummheit, Ungeschicktheit oder anderen Gründen ständig in irgendwelche Gefahren und wird immer in letzter Sekunde daraus gerettet, Fehlinformationen, die von unheimlicher Gedankenlosigkeit des Autors zeugen, bestimmen den Ton des Buches... und dann ist es nicht einmal spannend, sondern einfach nur haarsträubend grottig.
Okay, es ist ein Kinderbuch.
Aber das ist keine gute Entschuldigung.
Die Bösen sind einfach nur böse, weil sie eben böse sind. Sie wollen schreckliche Kreaturen auf die Erde rufen, die diese zerstören und alles Leben auslöschen werden, weil sie böse sind. Allesamt. Und böse Menschen wollen eben immer, dass alle sterben (unter "alle" fallen übrigens auch die Bösen, aber egal). 
Ein ganzes Dorf, inklusive Kinder, ist ein Hexendorf, und Hexen opfern immer Menschen. In der Walpurgisnacht. Und schlitzen Schlangen der Länge nach auf, um daraus einen Trank zu brauen. 
Sämtliche Steinkreise, die jemals in Britannien errichtet worden sind, wurden nach dem Modell von "Raven's Gate", dem Tor, um welches es in dem Buch geht, errichtet- so hat sich der Autor das ausgedacht. Ist vielleicht eine ganz interessante Idee, allerdings endet sie damit, dass das Tor im Mittelalter zerstört wurde, indem die Leute die meterhohen, dicken Riesenblöcke in Mühlen zermahlen und den Steinstaub in alle Himmelsrichtungen verschickt haben, aus Angst vor dem Tor. Ich möchte gerne die mittelalterliche Mühle sehen, die riesenhafte Steinblöcke, die größer und vermutlich auch härter sind als die Mühlsteine selbst, zermahlen kann, aber okay. Wer es glaubt, kann dies gern tun.
Natürlich haben die Menschen das Tor "Raven's Gate" genannt- weil sich das einfach imposant und "cool" anhört. Der Autor allerdings begründet es mit der Tatsache, dass die Menschen das Tor deswegen so nannten, weil Raben Todesvögel sind. Aha. Es gibt ja auch überhaupt kein anderes Symbol für den Tod als den Raben. Man hätte es auch "Death's Gate" oder "Scythe's Gate" oder "Skeleton's Gate" nennen können-alles viel bekanntere Symbole für den Tod-, aber nein, es muss ja "Raven's Gate" heißen, obwohl es nichts, aber rein gar nichts mit Raben zu tun hat. Wenn wenigstens auf einem der Steine ein Rabe eingemeißelt gewesen wäre, oder wenn dort wenigstens ein Rabe gesichtet worden wäre oder oder oder, aber so ist die ethymologische Erklärung nicht sehr überzeugend.
Außerdem tut der Autor gerade so, als ob alle, die im Mittelalter als Hexen verbrannt worden sind, tatsächlich Hexen waren, und das ist einfach nur eine dumme, stockdoofe Aussage, die nicht ins 21. Jahrhundert gehört. Und dass Menschen sterben, weil sie auf die Spitze einer Sichel fallen, glaube ich auch nicht. Dies ist eine Sichel: http://www.melbar.de/Blankwaffen/Messer/Messer/M2SW106.jpg.
Um daran zu sterben, muss man entweder sehr seltsam fallen, einen komischen Körperbau haben, oder sich noch ein paarmal auf der Sichel herumwälzen, um sich das Metall tiefer ins Fleisch zu treiben.
Ich weiß auch nicht, was der Autor von seinem Leser erwartet. Mich jedenfalls hat das Buch gerade mal dazu gebracht, die Augenbrauen hochzuziehen und eine verächtliche Kritik zu schreiben.
Einfallslos, klischeehaft und absolut nicht in unsere Zeit gehörend. Wenn das Buch wenigstens alt wäre. Aber es ist ein modernes Buch, und eigentlich sollten die Menschen der heutigen Gesellschaft etwas besser über gewisse Dinge informiert sein. Nun gut.
Für ein Buch dieser (und man bedenke den Vergleich mit den Gänsehaut-Büchern) Art ist es vielleicht sogar gelungen, ich allerdings bewerte Bücher aufgrund meiner persönlichen Vorliebe und vergebe 4 von 10 Punkten. Viel Spaß. Aneinandergereihte Hauptsätze lassen grüßen.

"Noah starrte ihn wütend an und hatte keinen Blick für den Rest des Raums übrig. Einen Moment stand er nur da und atmete schwer. Er zog die Sichel aus seinem Gürtel und hielt sie sich an die Lippen. Dann fuhr er mit der Zunge über die Schneide. "Ich werde es genießen, wenn sie dich töten", schnaufte er. "Du wirst kreischen wie ein Schwein. Du wirst kreischen und winseln, und ich werde dabei sein!" Er steckte die Sichel zurück und ging zur Tür. "Heute kein Essen mehr", verkündete er. "Du kannst hungrig sterben." Er schlug die Tür zu und verschloss sie."


2 Kommentare:

  1. Scheinbar beurteilt man Bücher doch recht anders, wenn man sie als Kind gelesen hat...in diesem Sinne tut es mir Leid, mit dieser Empfehlung deine Lebenszeit verschwendet zu haben ;)

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