Mittwoch, 11. April 2012

Bücher: Claudia Schreiber- Emmas Glück

Claudia Schreiber- Emmas Glück

Max, der Städter, trifft auf Emma, das Landei.
Nachdem Max erfahren hat, dass er todkrank ist und in wenigen Tagen sterben wird, dreht der bisher so korrekte Ordnungsfreak vollkommen durch und klaut den Ferrari seines Kumpels sowie den Kasseninhalt seines Autohauses. Von Hans, dem Bestohlenen, verfolgt, baut Max einen Unfall und landet samt Auto und Geld auf dem hoch verschuldeten Bauernhof Emmas, die ihn findet und gesund pflegt. Das Geld aber nimmt sie an sich und das Auto verbrennt sie, denn zum ersten Mal hat sie beides in ihrem Leben: Geld und einen Mann.
Max, der nun auf Emmas Hof festsitzt, weil er glaubt, von der Polizei verfolgt zu werden, kommt mit den Lebensumständen der chaotischen Bäuerin nicht zurecht: in ihrer Küche fault und schimmelt alles, sie ist unordentlich, schmutzig und derb. Max versucht, etwas Ordnung in Emmas Leben zu bringen, und diese lässt das tatsächlich zu.
Aber Hans ist immer noch auf der Suche nach Max: er begegnet Emma und diese sperrt ihn kurzerhand in einem Verschlag ein. Im Laufe seiner Gefangenschaft versucht Hans, sich mit Emma anzufreunden, um aus seinem Gefängnis zu entkommen, und entwickelt sogar eine Idee, wie sie ihren verschuldeten Hof retten könnte. Denn Emma züchtet Schweine, gibt ihnen Namen, zieht sie groß und tötet sie selbst, indem sie ihnen die Kehle aufschneidet, während sie sie im Arm hält. Und diese glücklichen, geliebten Schweine mit riesigen Freilaufmöglichkeiten will Hans in Wurstform ganz groß rausbringen.
Max lernt derweil, Emma zu lieben: die dreckige, schmutzige Emma, die mit den Schweinen kuschelt und in ihren Ställen schläft, die verhornte Füße hat und ihr klappriges Mofa als Lustobjekt betrachtet. Emma hilft Max, den Schmutz zu akzeptieren und auch die Vorstellung, dass er sterben wird. Max hilft Emma, ein wenig Ordnung in ihr Leben zu bringen und das Trauma ihrer grausamen Kindheit aufzuarbeiten. 
Schließlich lässt Emma Hans frei und bereitet sich auf Max' Tod vor. Die beiden genießen ein paar letzte, selige Tage zusammen, bevor Emma Max mit sich nimmt und ihm die Kehle aufschneidet wie ihren Schweinen, um ihm sein langes Leiden zu ersparen. Dass sie sein Geld genommen hat, weiß er längst, doch inzwischen ist es ihm egal geworden.
Nachdem Max tot ist, wandert Emma ins Ausland aus und ihr Freund, der Polizist, vertuscht ihre Sterbehilfe an Max, damit ihr nichts geschieht. Emmas und Hans' Schweineprojekt bringt so viel Ertrag, dass Emma sich ihr ganzes Leben davon ernähren kann und einige Monate nach ihrer Ankunft in Mexiko gebiert sie Max' Tochter.

"Emmas Glück"- ein schönes, trauriges, tragisches Buch mit einem kleinen Happy- End, das vor dem Schmutz nicht zurückschreckt und nichts, aber auch gar nichts beschönigt. Es bringt einen zum Nachdenken und Trauern, aber auch zum Lächeln. Es bringt einen dazu, zu verstehen, was sich hinter Emmas Glück verbirgt, hinter dem Glück einer Bauersfrau, die eigentlich nie glücklich war- aber dann...
7, 5 von 10 Punkten vergebe ich an dieses kleine, stark berührende Buch über den Tod und das Leben.

"Sie glühte vor Glück, vor Stolz. Wenn sie im Buch war, dann gab es sie zwei Mal. Eine Emma blieb auf dem Hof, aber die andere Emma, die im Buch, die war woanders! 
Der Bartmann hatte ein kleines Gedicht geschrieben über Emma, und sie strahlte vor Glück. Sie hing an seinen Lippen, wenn er las. Ihre eigenen Worte kamen zeitgleich hinterher. Aus dem Gör im Kastanienbaum, das er für stumm gehalten hatte, wurde ein sprechendes Kind.
Emma sprach wie er. Sie war sein Weltenkind, seine Schicksalstochter. Täglich betrachtete er ihre Handflächen und hörte nie auf, darüber zu staunen. (...)
"Du bist sehr stark. Du wirst einmal etwas Wichtiges machen, nicht nur denken."
Ihre Lebenslinie teilte sich, daraus schloss er: "Auch du wirst fortgehen, irgendwann. Weit fort, für immer. Wie ich."
So entfremdete sich Emma von ihrer Familie. Sprach anders, dachte anders. Las.
Als der Bartmann starb, hatte es ihr die Sprache verschlagen. Seitdem war ihr jeder Dreck nah wie ein Freund und Steine machten ihr das Leben leicht. Die Tiere sprachen mit ihr und die Pflanzen wuchsen und blühten um die Wette, nur für sie."

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